Georg-Büchner-Preis 2025 für Ursula Krechel

Ursula Krechel erhält den Georg-Büchner-Preis 2025. ©Heike Steinweg Photography

Verleihung am 1. November in Darmstadt

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung gab gerade auf ihrer Homepage bekannt, dass Schriftstellerin Ursula Krechel den Georg-Büchner-Preis 2025 erhält. Der Preis ist mit 50.000 Euro verbunden und die höchstdotierte Auszeichnung auf dem Gebiet der Literatur in Deutschland. Sie wird am 1. November 2025 in Darmstadt an Ursula Krechel überreicht.

Das Urteil der Jury

„Den Georg-Büchner-Preis 2025 erhält die Schriftstellerin Ursula Krechel. Mit ihr zeichnet die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung eine Autorin aus, die in ihren Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen, Romanen und Essays den Verheerungen der deutschen Geschichte und Verhärtungen der Gegenwart die Kraft ihrer Literatur entgegensetzt.
In ihrer Lyrik, nachlesbar in dem Auswahlband ,Die da'(2013), nimmt sie Redewendungen beim Wort und seziert die Versehrungen und Hoffnungen des Alltags, die Innenansichten der Klassenverhältnisse. Ihre aus umfangreichen Recherchen hervorgegangene Romantrilogie ,Shanghai‘ fern von wo‹ (2008), ,Landgericht‘ (2012) und ,Geisterbahn‘ (2018) erweist sich als eine große Erzählung der Vertreibung und Verfolgung von Juden und Sinti und der Rückkehr in ein Deutschland, in dem das Exil in die Erfahrungen von Fremdheit und Nicht-Zugehörigkeit mündet.
Das Thema der Selbstbehauptung, Wiederentdeckung und Fortentwicklung weiblicher Autorschaft zieht sich als roter Faden durch ihr gesamtes Schaffen. Dies gilt insbesondere für ihre Essayistik, in der sie die deutschsprachige Literatur mit der internationalen ästhetischen Moderne ins Gespräch bringt. Ursula Krechels Werk regt Leserinnen und Leser an, die Spuren der Vergangenheit im Alltag der Gegenwart aufzufinden und das Hier und Jetzt der deutschen Gesellschaft nicht hinzunehmen, wie es ist.“

Ursula Krechel, geboren am 4. Dezember 1947 in Trier, studierte Germanistik, Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität zu Köln und wurde 1971 mit einer Arbeit über den Theaterkritiker Herbert Ihering promoviert. Nach dem Studium arbeitete sie als Dramaturgin an den Städtischen Bühnen Dortmund und engagierte sich ehrenamtlich in der Theaterarbeit mit jugendlichen Untersuchungshäftlingen. Ihr Debüt gab sie 1974 mit dem Theaterstück ,Erika‘.

Bis heute arbeitet sie als, wie sie einmal über sich sagte, „chronische Spurwechslerin“ in den literarischen Gattungen Lyrik, Epik und Essayistik. Die Themen Flucht, Exil, Gewalt, Feminismus sind von Anfang an in ihrem Werk präsent.

Auszeichnungen

Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, darunter: Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis (1997); Joseph-Breitbach-Preis, Kunstpreis Rheinland-Pfalz, Jeanette Schocken Preis, Düsseldorfer Literaturpreis (alle 2009); Deutscher Buchpreis; Lyrikpreis Orphil (2012); Gerty-Spies-Literaturpreis (2015); Jean-Paul-Preis (2019); Bundesverdienstkreuz am Bande (2020). Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit lehrte sie als Gastprofessorin unter anderem am Deutschen Literaturinstitut Leipzig, an der Universität der Künste in Berlin und war mehrfach Writer-in-Residence im In- und Ausland. Sie ist Mitglied der Akademie der Künste Berlin, der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, deren Vizepräsidentin sie von 2015 bis 2021 war.

Tipp:

Ich habe Ursula Krechels  Essayband „Gehen, Träumen, Sehen. Unter Bäumen“ aus dem Jahr 2022 gelesen und war sehr beeindruckt. Es sind Essays über Bewegung und Bewegungslosigkeit, Casanova, den Feminismus, die Bronte-Schwestern und u. a,  Friedrich den Großen reichen die Bezüge. Es sind Zeugnisse einer Autorin, die unheimlic viel wahrnimmt und tiefer blickt, auch was ihr eigenes Leben betrrifft. Nicht zuletzt schwebt der Spruch des Delphischen Orakels über den Texten: Erkenne dich selbst!

Unbedingt lesen!

Ihre Bücher sind im Klett-Cotta Verlag erschienen.

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