Kutureller Ehrenbrief in Passau verliehen
Es ist eine schöne Geste der Stadt Passau, dass sie ausgewählte Kulturschaffende mit der Verleihung des Kulturellen Ehrenbrief bedenkt und mit einem einem Festbankett ehrt.
Heuer wurden ausgezeichnet: Schauspielerin Paula-Maria Kirschner, Kabarettist, Fotograf, Filmer und Maler Rudolf Klaffenböck sowie Dietmar Klinger, Verleger und Vize-Vorsitzender des Kunstvereins Passau.
Den Sozialen Ehrenbrief erhielt Dr. Ludwig Bauer für seine ehrenamtliche Tätigkeit bei den Vereinen Lamplbrüder und Rotary.
Bei der Feier mit rund 100 Ehrengästen spielte Slow Diner mit Johannes Nagl (Gesang, Cajon), Uli Schwarz (Piano Keys), Werner Paletschek (Gitarre) und Thomas Wagmann (Gitarre).
Oberbürgermeister Jürgen Dupper würdigte die Persönlichkeiten mit geschliffenen und kenntnisreichen Laudationes.
Paula Maria Kirschner
Frau Paula-Maria Kirschner wurde am 23. Januar 1955 in Passau geboren. In München studierte sie Philosophie und Theologie und erwarb einen Abschluss in Religionspädagogik. Ebenfalls in der Landeshauptstadt absolvierte sie eine Ausbildung zur staatlich geprüften Schauspielerin und eine weitere am „Institut für Atemlehre“. Die Eltern lehnten den Schauspielberuf für die Tochter ab, was dazu führte, dass sie sich diesen Wunsch selbst finanzieren musste. Das tat sie beispielsweise mit Führungen für Besuchergruppen im Deutschen Museum und ersten Engagements, etwa auf einer kleinen Bühne in Schwabing oder im Münchner Marionettentheater unter der Intendanz von Siegfried Böhmke, der sich unter anderem mit der bekannten Fernsehserie „Die Fraggles“ einen Namen gemacht hat.
1984 debütierte Frau Kirschner als Gretchen in Goethes „Urfaust“. Ein Jahr später ging sie als Eve in Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ in der Inszenierung von Gerhard Klingenberg (✝ 2024), der unter anderem am Wiener Burgtheater und am Züricher Schauspielhaus tätig war, auf Tournee. An ihrer Seite war kein Geringerer als der bedeutende deutsche Schauspieler Manfred Krug (✝ 2016), der den Dorfrichter Adam mimte und damals unter anderem schon als Tatort-Kommissar sowie mit der Serie „Auf Achse“ große Bekanntheit erlangt hatte.
Frau Kirschner wiederum wirkte des Weiteren bei einer Inszenierung des Shakespeare-Stücks „Wie es euch gefällt“ des bekannten Berliner Regisseurs Boleslaw Barlog (✝ 1999) im Rahmen der Schlossfestspiele in Ettlingen mit und war damit insgesamt 171-mal auf Tournee zu sehen. In der Rückschau spricht sie in dem Zusammenhang von der „Mühsal der Freiberuflichkeit“, denn es ist durchaus nachzuvollziehen, wie anstrengend es ist, jeden Abend das gleiche Stück zu spielen.
1987 wurde Frau Kirschner vom damaligen Intendanten am Südostbayerischen Städtetheater, Klaus Schlette (✝ 1996), erlöst, indem er ihr eine Festanstellung offerierte, die sie dankbar annahm. Ihr Debüt feierte sie als Luise in Friedrich Schillers Drama „Kabale und Liebe“. Es folgten viele weitere Rollen, z. B. als Marie in Georg Büchners Dramenfragment „Woyzeck“, Rosa Gonzales in Antonio Skármetas Stück „Brennende Geduld“, Irma in Heinrich Lautensacks „Die Pfarrhauskomödie“, Maria im Musical „Linie 1“, Gnädige Frau in Jean Genets „Die Zofen“, Angustias in Federico García Lorcas Drama „Bernarda Albas Haus“, Balbina in Marieluise Fleißers Volksstück „Der starke Stamm“ und Grete in Werner Schwabs Drama „Die Präsidentinnen“. Für die letztgenannte Rolle bescheinigte ihr die damalige Feuilleton-Redakteurin der Passauer Neuen Presse, Dr. Edith Rabenstein, die heute Abend als Inhaberin des Kulturellen Ehrenbriefs in unserer Mitte weilt, „eine glänzende Besetzung“ zu sein. Zurück in Passau zeigten sich übrigens auch die Eltern nach den vielen Engagements und der nun festen Stelle versöhnt, da sie mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt waren, dass man mit der Schauspielerei tatsächlich Geld verdienen und den Lebensunterhalt bestreiten kann.
Weitere Auftritte folgten in den Theaterstücken „Mensch Meier“ und „Herzliche Grüße aus Grado“ von Franz Xaver Kroetz, der „Hültner-Trilogie“ mit dem „Rosenheim-Cop“ Dieter Fischer, Thomas Bernhards Stück „Am Ziel“, Alan Ayckbourns Kriminalstück „Falsche Schlange“, Woody Allens „Eine Sommernachtssexkomödie“ sowie Martin Sperrs „Landshuter Erzählungen“ und „Jagdszenen aus Niederbayern“. Außerdem war sie als Marthe Rull nochmals in Kleists „Der zerbrochne Krug“, Glaube in Hugo von Hofmannsthals Mysterienspiel „Jedermann“, Maria in Peter Turrinis Stück „Josef und Maria“, Ranewskaja in Anton Tschechows Komödie „Der Kirschgarten“ und Martha Brewster in Joseph Kesselrings Theaterstück „Arsen und Spitzenhäubchen“ zu sehen.
Mit „Täbriz – Nur in gute Hände“ legte Frau Kirschner ihr erstes eigenes abendfüllendes Schauspiel vor, das sie mit großem Erfolg im Januar dieses Jahres erstmals in Passau präsentierte. In einem Vorab-Bericht in der Passauer Neuen Presse sagte sie dazu: „In meiner Lebensanschauung ist es ganz wichtig, dass man denkt, ja, es könnte schön weitergehen.“ In der Kritik zur Premiere konstatierte die PNP dann: „Paula-Maria-Kirschner hat ein humanistisches Werk gegen die Einsamkeit älterer Menschen geschrieben. Theater im Zeichen der Menschlichkeit, wie wohltuend.“
Dieses Attribut gilt zweifelsohne auch für die vielen Kinderstücke unter Frau Kirschners Beteiligung. Sie spielte etwa die Schneekönigin im gleichnamigen Märchen oder die Hexe Tyrannja Vamperl in Michael Endes „Wunschpunsch“. Zudem adaptierte sie die Märchen „Rumpelstilzchen“ und „Dornröschen“ für die Bühne.
Als Sprecherin ist sie ebenfalls sehr gefragt. So wirkte sie etwa in Arthur Honeggers Oratorium „König David“, in den musikalischen Lesungen „Marie Juchacz – Mir geht so vieles durch den Kopf und durchs Herz“ und „Narretei der Liebe“, in Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ und in „… dass man nicht ganz umsonst auf der Welt ist“ von und mit Oliver Karbus mit.
Auch bei den Festspielen Europäischen Wochen war Frau Kirschner aktiv, so etwa im vergangenen Jahr bei der musikalischen Lesung „Kafka, Smetana und Ullmann“, die in der Passauer Neuen Presse als „besondere Sternstunde“ geadelt wurde. Zwei Jahre zuvor wirkte sie ebenfalls in einer Sonderveranstaltung außerhalb der Festspielzeit beim Konzertabend zu de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ mit. In Spectrum Kirche gestaltete sie Festakte zu theologischen Symposien, etwa mit Teresa von Ávilas Hohelied.
Eine weitere Passion von Frau Kirschner ist der Unterricht von Atem, Stimme und Bewegung nach den ganzheitlichen Methoden von Professorin Ilse Middendorf (✝ 2009). Unter anderem unterwies sie in Passau Studenten des Priesterseminars in Sprachgestaltung, damals noch unter Regens Hans Wagenhammer (✝ 2025) und Subregens Michael Bär, der ja heute unter uns ist.
2024 konnte Frau Kirschner ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum feiern. Mit Abstand die meiste Zeit wirkte sie auf den Bühnen des Landestheaters Niederbayern. Mit viel Talent und Eifer hat sie es stets verstanden, das Publikum zu begeistern.
Rudolf Klaffenböck
Herr Rudolf Klaffenböck wurde am 14. März 1952 in Passau geboren. Nach dem Schulbesuch am Leopoldinum und in Pfarrkirchen studierte er von 1972 bis 1976 an der Fachschule für Gestaltung/Grafikdesign in München, ehe er wieder in seine Heimat zurückkehrte, wo er seither lebt und arbeitet.
Als Urgestein des 1977 gegründeten Passauer Scharfrichterhauses hat er – neben Bruno Jonas, Sigi Zimmerschied und Elmar Raida – die deutsche Kabarettszene wiederbelebt. Überregional bekannt wurde er als Kabarettist mit seinen realsatirischen Programmen wie dem „Passauer Pfarrfamilienabend“ und „Bayern-Express“. Sein Auftritt als „falscher Jesus“ 1984 am Eröffnungstag der Jubiläumspassionsspiele in Oberammergau ging durch die Weltpresse. Er schaffte es damit sogar in „Das Streiflicht“ der Süddeutschen Zeitung vom 22. Mai 1984. Dort heißt es unter anderem: „Er maskierte sich als Leidensmann und verteilte im Foyer so lange weiße Nelken an die Prominenz, bis eine Rotte Polizeibeamter Hand an ihn legte. Zwar wurde Rudi ,Jesus‘ Klaffenböck nun weder dem Hohen Rat vorgeführt, noch gab es für ihn den eigentlich verdienten Backenstreich, noch erfüllte sich irgendein Wort der Schrift; aber es hatte endlich seine Stunde geschlagen, indem er über die Achse Passau/München hinaus bekannt wurde. Seit Sonntagmittag darf Klaffenböck den Titel „Erster und einziger Einschleich-Christus der Welt‘ führen – und das ist, selbst für Passauer Verhältnisse, nicht wenig.“ Einer, der von ihm mit einer Nelke bedacht wurde, war übrigens Ministerpräsident Franz Josef Strauß. Und der Grund für die vorübergehende Verhaftung lag in der Angabe seines Namens mit „Christus“, auf der er bis Ablauf seines Gelübdes um 14.30 Uhr beharrte.
In diesen Zeiten galt Herr Klaffenböck durchaus als Rebell. Legendär sind bis heute seine Kurzfilme „Ascherdienstag“ über den Auftritt von Franz Josef Strauß als Kanzlerkandidat in der Nibelungenhalle, „Bleibe bei uns Herr, denn es will Abend werden“ über eine Fronleichnamsprozession in Passau und eben „Oberammergau“ über die zuvor genannte Aktion. Es wäre aber viel zu kurz gegriffen, wenn man Herrn Klaffenböck darauf reduzieren würde. Denn sein Repertoire ist deutlich breiter angelegt.
Mit der Fotoserie „GRENZgehen“ und zugehörigen Fundstücken trat Herr Klaffenböck in der Kunstszene erstmals auch als exponierter Fotograf, Ausstellungsmacher und Autor in Erscheinung. Für „GRENZgehen“ wanderte er von 1994 bis 1996 100 Tage entlang der österreichischen Staatsgrenze und legte dabei zu Fuß 1.300 Kilometer zurück. Mit fotografischem Blick veranschaulichte er den zeitgeschichtlichen Umbruch in den ehemals kommunistischen Nachbarländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien. Neben einer Buchpublikation inszenierte er „GRENZgehen“ auch als gleichnamiges Solo-Programm auf österreichischen und deutschen Kleinkunstbühnen. Unter anderem dafür erhielt er 2002 den Gutedelpreis der Markgräfler Gutedelgesellschaft in Neuenburg am Rhein, bestehend aus 225 Liter Wein.
Als Fotograf der Europäischen Wochen begleitete Herr Klaffenböck von 1995 bis 2001 Veranstaltungen der Festspiele in Bayern, Tschechien und Österreich. Daraus entstand die Publikation „stage and backstage“, die aus analogen Schwarz-Weiß-Aufnahmen besteht. Einen ebenfalls dokumentarischen Charakter haben seine Aufnahmen zu „Menschen in Europa“, die er im Auftrag der Mediengruppe Bayern 2015 veröffentlichte.
In der Fotoserie „Räume der Erinnerung“ zeichnete er den Abriss der geschichtsträchtigen Passauer Nibelungenhalle nach. Unter dem zweideutigen Titel „Wenn etwas weg ist, ist es nicht mehr da“ fand 2005/2006 im Museum Moderner Kunst eine Ausstellung statt, bei der er das ungeliebte Zeitdenkmal mit seinen Fotoaufnahmen und Begleitobjekten ein letztes Mal inszenierte. Einen wertvollen Unterstützer fand er dabei übrigens in seinem langjährigen Freund Gerhard Bruckner, der letztes Jahr den Kulturellen Ehrenbrief erhalten hat und heute zu Herrn Klaffenböcks Entourage gehört.
Ein weiteres Projekt, das Herrn Klaffenböck über Jahre beschäftigte, stellt die Farbfotoserie „Warten“ dar. Im Zeitraum von 2008 bis 2015 bereiste er erneut Tschechien und fotografierte verbliebene Buswartehäuschen und Bahnhofswartesäle in ihrer überholten Situation als bedeutungsvolle Relikte der Improvisationskunst sozialistischer Tage, die schließlich für den Abriss bestimmt waren. Er selbst sagte 2006 vorab über diese Idee in der Passauer Neuen Presse: „Das ist eine Architektur von Gottes Gnaden, das ist Individualität, die jetzt allmählich genormt wird. Mir macht es einen Riesenspaß, das zu dokumentieren, weil ich weiß: Das ist vergänglich.“
Ein Höhepunkt seiner künstlerischen Betätigung als Fotograf war die 2016 im SZ-Magazin erschienene Fotoserie „Schleuserfahrzeuge“. Inhaltlich machte er damit vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle von 2015 auf die bedrückende Situation durch illegale Migration aufmerksam. Die Fotos befinden sich mittlerweile im Besitz der Stadt Passau.
Mit der Ausstellung „Bilder. Objekte.“ beim Kunstverein in der St.-Anna-Kapelle stellte Herr Klaffenböck 2024 schon bei der Vernissage einen Besucherrekord auf. Das Publikum wurde nicht enttäuscht, denn neben den sehenswerten Objekten bot der Künstler höchstselbst als Laudator Bernhard Thomas eine wundervolle Persiflage auf die vielfach inhaltsleeren Reden bei Ausstellungseröffnungen.
„Hader unterwegs. Fotografien von Rudolf Klaffenböck“ heißt sein jüngstes Projekt, das er heuer im Museum Moderner Kunst präsentierte. Er hatte dazu den österreichischen Kabarettisten, Schauspieler und Regisseur Josef Hader bei Dreharbeiten, privat und bei Bühnenauftritten mit der Kamera begleitet. Und wieder wurden die Konventionen bei der Vernissage durchbrochen. Zum Abschluss gab Herr Klaffenböck mit seinem Freund Hader im Duo das Wiener Lied „Heut’ kommen d’Engerln auf Urlaub nach Wean“ zum Besten. Einmal mehr waren die Anwesenden, zu denen ich selbst zählte, begeistert.
Für sein vielfältiges Wirken hat Herr Klaffenböck bereits zahlreiche Preise erhalten: den Sankt-Anna-Preis von Julbach (2023), Gold bei den LeadAwards in der Kategorie „Architektur- und Still-Life-Fotografie des Jahres“ (2016 für „Schleuserfahrzeuge“), den Preis der Stadt Pisek (2010), den Kulturpreis der Franz und Astrid Ritter-Stiftung für Bildende Kunst (2007), den Kulturpreis Bayern des Bayernwerks und des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (2006), wie schon erwähnt den Markgräfler Gutedelpreis (2002) und den Kurzfilmpreis des Hauptverbands Deutscher Filmtheater (1983).
Dietmar Klinger
Herr Dietmar Klinger wurde am 20. September 1960 in Passau geboren. Nach dem Besuch des Adalbert-Stifter-Gymnasiums studierte er Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften und Geschichte in München und Passau, unter anderem bei Herbert Schindler (✝ 2007), dem aufgrund seiner zahlreichen Publikationen zur Kunstgeschichte in Bayern bereits 1980 der Kulturelle Ehrenbrief der Stadt Passau verliehen wurde. Nach dem Studium war Herr Klinger im Kulturreferat des Landratsamts Passau tätig, wo er beispielsweise für Ausstellungen, Inventarisierung und Publikationen verantwortlich zeichnete.
1995 wurde die Bitte an ihn herangetragen, zu einer Ausstellung des Vilshofener Künstlers Hubert Schreiber einen Katalog herauszubringen. Damit begann eher zufällig seine verlegerische Tätigkeit, die 1996 in die Gründung eines eigenen Verlags für Bücher im Kunst-, Kultur- und Wissenschaftsbereich sowohl im regionalen als auch im internationalen Umfeld mündete.
Das Verlagsprogramm hat Herr Klinger sehr breit aufgestellt. Es reicht von Ausstellungskatalogen, Fotobänden und Publikationen zur Architektur über Tagungsbänden zu kunsthistorischen Themen und akademischen Festschriften bis hin zu Dissertationen, Habilitationen und wissenschaftlichen Reihen. Vor allem für das Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Universität Passau, vormals Institut für Ostbairische Heimatforschung, und das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München hat er zahlreiche Publikationen betreut. Kataloge hat er vor Ort mehrfach für den Kunstverein und das Museum Moderner Kunst verlegt, zuletzt 2023 zur Ausstellung „Pablo Picasso – Die Sammlung Klewan“. Für das Oberhausmuseum illustrierte er die Paula-Deppe-Schau 2011. Überregional war er in dieser Richtung bereits für die Akademie der Bildenden Künste München und das Stadtmuseum Deggendorf tätig. Im Bereich Fotografie arbeitete er mit der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien und der European Society for the History of Photography zusammen. Beim Thema Architektur fungierte er als Verleger unter anderem für die Veröffentlichungen „Der Passauer Dom des Mittelalters“ (2009) und „Architektur am Campus Passau“ (2021).
Für Tagungen war Herr Klinger ebenfalls aktiv, so etwa für „Bildnis – Memoria – Repräsentation. Beiträge zur Erinnerungskultur im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit“, erschienen 2021, „The Boethius Diptych. New Findings in Technical Art History, Iconography, and Paleography“, ebenfalls 2021 erschienen, und „Image Journeys. The Warburg Institute and a British Art History“, erschienen 2019. Akademische Festschriften verlegte er für die Passauer Professoren Walter Hartinger (2005), Gosbert Schüßler (2007), Egon Boshof (2012), der übrigens auch Inhaber des Kulturellen Ehrenbriefs der Stadt Passau ist, und Christian Thies (2025).
Des Weiteren ebnete Herr Klinger mit zahlreichen Dissertationen dem Wissenschaftsnachwuchs den Weg zum Doktorgrad und bescherte uns damit eine Reihe interessanter Erkenntnisse zur Stadtgeschichte. Beispielhaft seien hier die Titel „Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals“ von Wolfgang Wagner (2003), „St. Nikola in Passau. Kunstgeschichte des einstigen Augustinerchorherrenstifts von 1067 bis heute“ von Ludger Drost (2003), „Die Hochstiftspolitik des Passauer Bischofs Wolfgang von Salm (1541-1555)“ von Marc von Knorring (2006) und – er würde es mir aufgrund seiner Anwesenheit nie verzeihen, wenn ich es nicht erwähnen würde – „Passauer Bürgertum 1871 bis 1914. Biographische Fallstudien, Vereinswesen und politische Entwicklung“ von Markus Eberhardt. Hinzu kommen die Habilitationen für den Kunsthistoriker und Hochschullehrer Wolfgang Augustyn (2019) und der Theologin und Kirchenhistorikerin Monika Nickel (2003).
Zu den wissenschaftlichen Reihen möchte ich nur noch das erst kürzlich erschienene Buch „Besetzt. Entnazifiziert. Umerzogen? Zehn Jahre amerikanische Präsenz in Passau 1945-1955“ von Maria Halbritter erwähnen, das Herr Klinger für das Institut für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Universität Passau verlegt hat. Der Vater der Autorin, Josef Neuefeind (✝ 2003), hatte übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtling und verurteilter Nazi-Gegner in Passau eine renommierte Buchhandlung eröffnet, die er bis 1980 führte. Die offizielle Buchpräsentation findet am 26. November im Kloster Niederburg statt.
Damit nicht genug. Herr Klinger setzt sich auch ehrenamtlich für Kunst und Kultur ein. So ist er seit 2002 Mitglied in der European Society for the History of Photography mit Sitz in Wien, deren Zeitschrift „Photo-Researcher“ er einige Jahre als Verleger betreute. Beim Kunstverein Passau fungierte er von 2008 bis 2021 als Vizepräsident. Zuvor stellte er sich bereits vier Jahre als stellvertretender Ausstellungsleiter zur Verfügung, wobei er auch selbst Ausstellungen in der Sankt Anna-Kapelle kuratierte. Mitglied im Verein für Ostbairische Heimatforschung ist er seit 2004. Bis heute betreut er die Veröffentlichungen des Instituts für Kulturraumforschung Ostbaierns und der Nachbarregionen der Universität Passau. Darüber hinaus gehörte er von 2018 bis 2021 dem Kulturbeirat für die Stadt Passau an und vertrat dort den Bereich Bildende Kunst. Sozial engagiert ist er seit 2009 im Rotary Club Passau. In der noch verbleibenden Freizeit widmet er sich vor allem dem Sport und der Musik.
Im kommenden Jahr kann Herr Klinger das 30-jährige Verlagsjubiläum feiern. Das ist eine reife Leistung angesichts der Tatsache, dass es einer Herkulesaufgabe gleicht, sich als kleiner Verlag auf dem Markt zu behaupten. Herr Klinger lässt sich davon nicht beirren und steht vor allem Wissenschaftlern sowie Kunst- und Kultureinrichtungen oft auch ehrenamtlich wie ein Fels in der Brandung mit Rat und Tat zur Seite. Das geschieht oft im Stillen, nur der schlichte Name „Klinger“ auf den Titelseiten der Publikationen zeugt vom Herzblut des Passauer Verlegers.