Ein idealer Figaro

Figaro (Theodore Platt) und Susanna (Theresa Pisl). © Fritz Greiler

„Figaros Hochzeit“ als Gastspiel vom Konzerthaus Blaibach in Aldersbach

 

Diesen Namen wird man sich merken müssen: Der Brite Theodore Platt sang am Sonntag in einer konzertanten Aufführung vom Konzerthaus Blaibach einen fulminanten Figaro in Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Hochzeit des Figaro“. Markant und warm ist sein Bariton; die Rolle des herzoglichen Barbiers und schelmischen wie eifersüchtigen Liebhabers von Susanna füllt er vortrefflich aus. Er gehört der neuen Generation der Sängerdarsteller an und hat eine sehr gute Bühnenpräsenz. In jeder Hinsicht ein idealer Figaro!

Bis auf den letzten Platz gefüllt

Das Konzerthaus Blaibach und sein Gründer und Intendant, Bassbariton Thomas E. Bauer, waren Gast im schönen historischen Solomon-Saal in Aldersbach im Landkreis Passau. Dieser war mit 168 Besuchern bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Zuschauer trugen die Künstler des Abends auf einer Welle der Begeisterung, die sich in vielen Zwischenapplausen und am Ende in Standing Ovations äußerte. Zurecht, wenn man die Einzelleistung der Künstler betrachtet. Insgesamt aber war die Besetzung für den kleinen Saal zu groß. Die feine Mozartsche Fülle ging bisweilen in der Lautstärke unter.

Klangteppich auf Originalinstrumenten

Wie feinsinnig Rüdiger Lotter, Geiger und Dirigent, der auf die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts spezialisiert ist, sein Orchester führt, zeigte sich gleich in der Ouvertüre, die leicht und vergnügt klingt, die Wirbelstürme der Handlung schon andeutend. Verzichtet wird auf ein Mozart-Vibrato. Der spezifische Klang kommt von den Instrumenten der Originalklangbewegung, besonders markant ist ein Hammerflügel. Dirigent Rüdiger Lotter ist ein kommunikativer Dirigent, hat stets ein Auge auf seine Solisten, die allerdings dann doch manchmal leider vom Orchesterklang zugedeckt werden.

Die Solisten

Thomas E. Bauer als Graf Almaviva. ©Edith Rabenstein

Thomas E. Bauer gibt einen energischen und herrischen Grafen Almaviva. Sein volltönender Bassbariton verfügt über alle vokalen Mittel der kunstvollen Verführung. Als Almaviva dann mit einem Beil ins Kabinett seiner Frau kommt, ist die Macho-Rolle auf die Spitze getrieben. Das bringt natürlich Lacher im Publikum.

Eine ideale Mozartstimme hat Sopranistin Hannah Meyer als Gräfin Almaviva. Ein nobles Timbre und schöne Phrasierungen zeichnen sie aus.

Sopranistin Theresa Pilsl singt mit hellem Timbre die gewaltige Partie der Susanna, die sie soubrettig und mit viel Charme anlegt. Die Passauerin, die auch Ärztin ist, changiert zwischen Verliebtheit und Verschmitztheit. Sie hat übrigens am Landestheater Niederbayern schon die Barbarina aus dem Stück gesungen.

Franziska Gottwald ist ein komödiantischer Cherubino. Die Mezzosopranistin ist geschmeidig in Spiel und Stimme.

In weiteren Rollen überzeugen: Amélie Sandmann als Marcellina, Joachim Höchbauer als Bartolo und Antonio, Eirik Falk als Basilio und Don Curzio und Ceci Yoojung Seo als Barbarina.

Was die Vorstellung in italienischer Sprache besonders kurzweilig machte: Die Sänger gaben mimisch und gestisch alles; ein paar Requisiten wie Brief, Beil, Hut sind selbstredend. Intendant Bauer führte kurz in die Geschehnisse der Oper ein, wofür der größte Teil des Publikums sehr dankbar war.

„Ah, tutti contenti!“ heißt es bei Mozart – ja zufrieden, sind auch Besucher nach diesem vierstündigen Gastspiel aus dem Konzerthaus Blaibach nach Hause gegangen.