Mein Besuch auf der Expo in Abu Dhabi

Der deutsche Pavillon auf der Expo in Abu Dhabi. © Edith Rabenstein

Wir kommen an kurz vor der Öffnung der weltgrößten Schau– gähnende Leere auf vielen Parkplätzen, keine Schlangen an den Kassen. Wir sind rasch durch – mit der Impfcard aus Passau geht es ruckzuck. Der Code wird eingescannt – und schon heißt uns die Expo 2021/22 willkommen. Wie in den anderen Staaten der Vereinigten Arabischen Emirate geht hier alles digital.

„Connecting minds, creating the future“ ist das Motto

„Connecting minds, creating the future“ – Gedanken verbinden, die Zukunft gestalten, das ist das Motto dieser Weltausstellung, die erstmals in einem arabischen Land stattfindet. Chancen, Mobilität und Nachhaltigkeit – und nach diesen Themenwelten sind auch die Pavillons auf der 4,38 Quadratkilometer großen Fläche im Hinterland zwischen den beiden Emiraten Dubais und Abu Dhabi angeordnet. Diese Fläche wurde der Wüste abgetrotzt – und soll nach der Expo ein moderner Stadtteil werden. Die Metro dafür ist schon gebaut.

Auffällig zu anderen Weltausstellungen, z. B. zu den Veranstaltungen in Hannover 2000 oder Mailand 2015, ist die Weite. Alles ist großzügig angelegt mit breiten Straßen; es gibt keine Enge oder gar ein Gedränge. Auch herrschen eine Gelassenheit und Ruhe. Dieser Eindruck wird auch im Laufe des Tages bleiben.

192 Staaten nehmen an dieser Schau teil, die sich seit der 1. Weltausstellung 1851 in London als Präsentation von technischen Errungenschaften und Neuheiten versteht.
Gleich hinterm Eingangstour kommt uns ein kleiner Roboter entgegen und begrüßt uns. Später werden wir auf dem Gelände noch mehrere dieser lustigen Gesellen sehen, die den Weg weisen und noch mehr könnten.

Alle zentralen Achsen auf dem Gelände führen zum Al Wasl Plaza. Der Platz liegt unter einer riesigen Kugel mit einem Durchmesser von 150 Metern und einer Höhe von 65 Metern. Zentraler Anlaufpunkt, Veranstaltungsort, Ruheplatz – das alles bietet der Platz. Schade, dass dort in einer Expo, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat, Plastikgräser grünen und Plastikblumen blühen. Um diesen Platz sind die wichtigsten Pavillons platziert.

Deutsche Pavillon ist einer der größten Länderpvaillons

Gleich neben dem Pavillon der Vereinigten Arabischen Emiraten, die mit der Expo ihr 50-jähriges Bestehen feiern, liegt der Deutsche Pavillon. Mit 4800 Quadratmetern ist er einer der größten Länderpavillons.

Und: Hier muss man Schlange stehen. Der Pavillon ist sehr gefragt. Die Wartezeit überbrückt man in Gassen, die die einzelnen Bundesländer vorstellen, kurz und knapp. Gute Idee.
„Campus Germany“ heißt der deutsche Pavillion, der aufgebaut ist wie eine Universität. Am Empfang müssen sich die Besucher zunächst immatrikulieren mit Name, Herkunftsland und ihrer Heimatsprache. Sogleich bekommen sie ein intelligentes Namensschild. Der Clou dabei: Die Besucher werden von den Exponaten erkannt und individuell angesprochen, wenn sie bei den vielen Mitmach-Stationen teilhaben wollen. In Zeiten von Corona nicht gerade ideal . . . Ansonsten ist man allerdings penibel. Die Maske muss permanent und auch im Freien allerorten in den VAE getragen werden.

„Campus Germany“  mit drei Laboren

Alternative Wohnprojekte sind Thema im Deutschen Pavillon auf der Expo.  © Edith Rabenstein

Vorgestellt werden im „Campus Germany“ drei Labore: Im „Energy Lab“ erfahren die Expo-Besucher zum Beispiel von deutschen Startups, die Energie aus der Kraft von Wellen (die Firma Nemos) oder Windenergie mit Drachen (Firma Enerkite) gewinnen. Am interessantesten ist das „Future City Lab“. Hier geht es um das zukünftige Leben in den Städten. Das Konzept der Landwirtschaft auf Häuserdächern wird vorgestellt. Aufzüge von ThyssenKrupp, die horizontal schweben, also zwischen Gebäuden wechseln und so mehr Verkehr von der Straße holen können. Oder die Firma CargoCab, die die letzten Meter der Lieferkette mit einer Kapsel unter der Erde zurücklegt. Am kuriosesten ist das „Biodiversity Lab“. Es wird ein Forschungsprojekt von der RWTH Aachen vorgestellt: Dort haben Forscher Bakterien entwickelt, die Plastik fressen und in kompostierbares Bio-Plastik verwandeln.

Natürlich gibt es auch eine Bühne mit Live-Veranstaltungen – als wir da sind ist die Musikhochschule Weimar vertreten und es gibt, wie fast in allen Pavillons landesübliche Restaurants.
Der Pavillon steht unter der Federführung des Bundeswirtschaftsministeriums, das 58 Millionen Euro dafür ausgegeben hat. Die Architektur und das räumliche Konzept stammen von LAVA – Laboratory for Visionary Architecture (Berlin); das inhaltliche Konzept sowie die Ausstellungs- und Mediengestaltung von dem Unternehmen Unternehmen facts and fiction aus Köln.

Am Ende des Pavillons „Campus Germany“ kann man in die Zukunft schaukeln. © Edith Rabenstein

Der sehr verkopften und wenig sinnlich gestalteten Präsentation wurde noch optisches Glanzlicht an den Schluss gesetzt: In der „Graduation Hall“ kann man die Daten, falls man bei den vielen Touchscreens und Spielen mitgemacht hat, auswerten lassen. Die Besucher nehmen in Schaukeln Platz und sollen durch synchrones Hin- und Herschaukeln mit den anderen internationalen Besuchern verstehen, dass sie nur gemeinsam etwas bewegen können.

Weitere sehenswerte Pavillons zeigen: die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Marokko, Frankreich, Italien, Tschechien.