Vorschau: Festival feiert Jubiläum mit Konzerten mit Rolando Villazon, Musik von Elvis Presley, Top-Solisten und Starorchestern
Ob die amerikanischen Gründer der Europäischen Wochen Passau gedacht haben, das ihr Festival eine 70 Jahre andauernde Erfolgsstory wird? Das wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass sie an den Erfolg eines freien und demokratischen Europas glaubten – und dass sie Passau als Grenzstadt und nahe dem „Eisernen Vorhang“ gelegen, der die Nachkriegszeit in Ost und West strikt trennte, bewusst als Festivalort auswählten. So sagte damals der federführende amerikanische Kulturoffizier und Leiter der amerikanischen Konsulataußenstelle Passau sowie der Direktor des Amerikahauses Passau, Robert M. Allen: „Passau was selected for the project because of its significant geographical location on the Czechoslovakian border of the Russian Zone of Austria.“ (Passau wurde für das Projekt ausgesucht wegen seiner besonderen geografischen Lage an der tschechoslowakischen Grenze der russischen Zone von Österreich.)
Ein politisches Festival seit dem Bestehen
Heute können die Festspiele auf mehrere Intendanten und unzählige Künstler zurückblicken, die das Kulturleben der Dreiflüssestadt und der Region immens bereicherten. Zudem haben sich die Festspiele zu einem Drei-Länder-Festival entwickelt mit Spielorten nicht nur in Passau und der Region, sondern auch in Oberösterreich und Böhmen.
Einen Höhepunkte-Flyer hat der jetzige Intendant Dr. Carsten Gerhard bereits vorgelegt. Ende März soll mehr folgen.
Und: Die Festspiele verstehen sich seit ihrem Bestehen als politisches Festival, was gerade unter der langjährigen Intendanz des früheren künstlerischen Leiters Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg und sowie unter der aktuellen Intendanz von Dr. Carsten Gerhard immer wieder betont wurde und wird.
Die Europäischen Wochen haben auf ihrer Webseite die ukrainische ein Statement für Frieden in Europa abgegeben: „Bestürzt über den russischen Überfall auf die Ukraine und in Sorge um den Frieden in Europa hissen wir auf unserer Startseite die ukrainische Flagge. Wir sind in Gedanken bei den Menschen in der Ukraine, die um ihr Leben, ihre Angehörigen und ihr Land fürchten müssen.“
Das sind die Glanzlichter der Festspiele 2022
17.6.22 Eröffnungskonzert in der Passauer Studienkirche St. Michael: Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und Giovanni Antonini und Solistin Lydia Teuscher (Sopran). Das Programm geht von exquisit bis populär: u. a. mit Konzertarien von Mozart und Mendelssohn und Höhepunkten der Klassik: Mozarts „kleiner“ g-Moll-Sinfonie und Haydns berühmter vorletzter Sinfonie Nr. 103 „Mit dem Paukenwirbel“.
18.6. „Love me tender“ an der Ortspitze in Passau. Die EW huldigen mit dem Konzert, das den Titel eines Elvis-Songs trägt, den amerikanischen Gründervätern der Festspiele. Elvis Presley (1935-177), der als GI auch in Deutschland stationiert war, ist einer der Großen der amerikanischen Rock- und Popmusik. Es spielen Musiker der TCB-Band („Take care of Business“) und Sänger Dennis Jale aus Österreich, der Elvis nicht nachahmt, sondern interpretiert. Gespielt werden Songs von den 50er bis 70er Jahren.
Wer sich vorab das Original anschauen und so richtig Lust auf die Musik bekommen will: Es gibt zahlreiche frühe Auftritte des Sängers, der mit 42 Jahren starb, in den Shows von Ed Sheeran und das berühmte Elvis Comeback von 1968 auf Youtube.
29.6. David Geringas in der Asambasilika Osterhofen-Altenmarkt: Cello-Suiten. Bach Solo I. David Geringas gilt weltweit als einer der fundiertesten Cellisten (Jahrgang 1946). Studiert hat der gebürtige Litauer am Moskauer Konservatorium bei dem legendären Mstislaw Rostropowitsch, der übrigens auch einmal bei den EW in Passau zu Gast war 1976 zog Geringas nach Deutschland und lehrte an den Musikhochschulen in Hamburg, Lübeck und Berlin. Bei den 70. Europäischen Wochen spielt er Johann Sebastian Bachs Suiten für Violoncello solo:
Suite Nr. 2 d-Moll BWV 1008
Suite Nr. 3 C-Dur BWV 1009
Suite Nr. 5 c-Moll BWV 1011
30.6. Opern auf Bayrisch am Stadtplatz Deggendorf. Dieses köstliche Format mit Conny Glogger, Gerd Anthoff und Michael Lerchenberg und ein 13-köpfiges Musikensemble war mit großem Erfolg bereits im vergangenen Jahr in der Stadthalle Pocking zu sehen. Klar, dass dieses Mal andere Opern im Mittelpunkt stehen. Die aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler interpretieren auf Bayerisch:
Aida – oder: Das Liebesdrama am Nil
Die Meistersinger von Miesbach – oder: Wia der Oberförster Stolz den Stadtschreiber Beck ausgstocha hat
Der Lohengrin von Wolfratshausen – oder: Weil d’ Weiber oiwei ois wißn müaßn
03.7. Elena Denisova in der Pfarrkirche St. Michael in Röhrnbach: Bach-Solo II. Violin-Partiten und Sonaten. Elena Denisova ist Violinistin, Pädagogin und Sony-Künstlerin. Die gebürtige Russin (Jahrgang 1963) hat am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium bei Oleg Kagan studiert. Seit 1990 lebt sie in Österreich. Seit 2009 ist sie Intendantin des Woerthersee Classics Festivals in Klagenfurt. Die Musikerin setzt das Bach-Solo I mit David Geringas – siehe 29.6. – fort-
Sie spielt von Johann Sebastian Bach:
Sonate Nr.1 g-Moll BWV 1001
Partita Nr. 3 E-Dur BWV 1006
Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004
08.7. History of Soul in der Pfarrkirche St. Ulrich in Pocking. Es musiziert der Soul Sanctuary Gospel Choir aus dem Vereinigten Königreich, der die besten Künstler der britischen Gospelszene präsentiert. Bei den EW wird das Vokalensemble Gospelklassiker, Spirituals und Hymnen über Soul und Jazz erklingen lassen.
09.7. Valentina Lisitsa in Schloss Zell an der Pram in Zell (Oberösterreich). Die Europäischen rekonstruierten in den vergangenen Jahren historische Konzerte. Dies ist auch bei dem Konzert der Pianistin Valentina Lisitsa der Fall. Rekonstruiert wird das letzte öffentliche Konzert von Frédéric Chopin auf einem Pleyel-Flügel aus dem Konzertjahr 1848. Der polnisch-französische Komponist ging 1848 auf Konzerttournee nach Schottland. Am 4. Oktober 1848 spielte Chopin sein letztes öffentliches Konzert im Hopetoun House, einem Schloss in den schottischen Lowlands nahe Edinburgh. Deshalb findet das EW-Konzert auch in einem Schloss statt.
Valentina Lisitsa stammt aus Kiew. Sie studierte am Kiewer Konversatorium. Die Ukrainerin (Jahrgang 1973) lebt aktuell in Italien.
Dieses letzte Konzert Frédéric Chopins umfasst folgendes Repertoire:
Aus: Fünf Mazurken op. 7
Impromptu Nr. 1 As-Dur op. 29
aus: Zwölf Etüden op. 25
Zwei Nocturnes op. 27 Nr. 1 & 2
Berceuse Des-Dur op. 57
Walzer Nr. 1 Es-Dur op. 18 „Grande valse brillante“
Prélude op. 28 Nr. 9
Nocturne Nr. 17 H-Dur op. 62 Nr. 1
Prélude cis-Moll op. 45
Ballade Nr. 3 As-Dur op. 47
aus: Drei Mazurken op. 57
Drei Walzer op. 64
16.7. Rolando Villazón in der Dreiländerhalle Passau. Mit diesem Galakonzert präsentieren die Europäischen Wochen eine populäre Persönlichkeit aus der Klassikwelt. Der gebürtige Mexikaner, der heuer 50 Jahre alt wurde und Intendant der Mozartwoche Salzburg ist, wird Arien aus italienischen und französischen Opern und Operetten singen. Es spielt die Württembergische Philharmonie Reutlingen Villazón singt unter dem Dirigat von Guerassim Voronkov. An der Seite des Tenors singt Emily Pogorelc (Sopran), die an der Münchner Staatsoper engagiert ist.
17.7. Joseph Haydns „Die Schöpfung“ in der Studienkirche St. Michael in Passau. Lange geplant, jetzt kommt endlich die Verwirklichung! Wegen Corona konnte das große Chorkonzert nicht stattfinden und musste verschoben werden. Es musizieren l’arpa festante und das Heinrich-Schütz-Ensemble Vornbach unter der Leitung des Chorgründers und Münchner Musikprofessors Martin Steidler. Solisten sind Judith Spießer (Sopran), Werner Güra (Tenor) und Krešimir Stražanac (Bassbariton). Das dreiteilige Oratorium ist eine durch die Erzengel Gabriel, Uriel und Raphael erzählte Preisung der Schöpfungsgeschichte, die auf alttestamentarischen Berichten sowie ausschmückenden Texten basiert. Die Geschichte ist sehr spannend und dramatisch erzählt!
23.7. Abschlusskonzert mit den Münchner Philharmonikern und Lichtkunstshow in Passau am Thingplatz auf Oberhaus. Im vergangenen Jahr musste wegen eines Gewitters im letzten Moment das Abschlusskonzert in der wunderbaren Kulisse der Waldbühne abgesagt werden. Heuer wird es hoffentlich stattfinden. Es spielen die Münchner Philharmoniker in kammermusikalischer Besetzung unter der Leitung von Lorenz Nasturica-Herschcowici. Die Lichtkunstshow hat der Animations-, Video- und Medienkünstler Lillevan entworfen. Er ist bekannt als Gründungsmitglied der visuellen und musikalischen Gruppe Rechenzentrum (1997-2008).
Das ist das Programm der Münchner Philharmoniker:
Richard Strauss: Metamorphosen für 23 Solostreicher
Antonio Vivaldi aus: Vier Jahreszeiten op. 8 Nr. 1 & 4 (Frühling & Winter)
Astor Piazzolla aus: Las Cuatro Estaciones Porteñas (Sommer & Herbst)
Karten in der Kartenzentrale der EW am Nibelungenplatz 5, 0851/560 96 26, www.ew-passau.de, per Mail an kartenzentrale@ew-passau.de