21-jährige Cellistin Lida Limmer enthusiastisch gefeiert

Dirigentin Eleni Papakyriakou (r.) mit der Sinfonietta Passau und Cellistin Lida Limmer. © Edith Rabenstein

Sinfonietta Passau unter Eleni Papakyriakou

Mit ihren Konzerten haben sich Dirigentin Eleni Papakyriakou und der von ihr 2023 gegründete Klangkörper Sinfonietta Passau bereits ein Stammpublikum und zum Glück auch Sponsoren erobert: Mit über 400 Konzertbesuchern waren die Kirchenbänke der Studienkirche St. Michael am Samstagabend in der Passauer Altstadt gut gefüllt.

„Horizonte“ heißt die Konzertreihe, mit der Eleni Papakyriakou, die Orchesterdirigat in Wien studiert und abgeschlossen hat und Chefdirigentin des Passauer Universitätsorchesters ist, in Passau, Straubing und Landshut gastiert. Die Dirigentin, die den Mut hatte, ein neues Sinfonieorchester in Passau zu etablieren, arbeitet  u. a. mit dem Staatlichen Orchester Thessaloniki, dem Akademischen Orchesterverein Wien und dem Orchester der Musikakademie „Louis Spohr“ in Kassel zusammen.

Das aktuelle Programm wird dem Titel sehr gerecht, tun sich doch wahrlich neue Horizonte mit den Kompositionen von Hanna Blomberg und Alexander Knaifel auf.

Deutsche Erstaufführung  von „The Importance of Time“

Für mich persönlich ist eine Uraufführung oder eine Erstaufführung ein außerordentliches Erlebnis, taucht man doch in einem bisher unbekannten musikalischen Kosmos ein. Aufregend und anregend war die deutsche Erstaufführung von Hanna Bloombergs „The Importance of Time“ („Die Bedeutung der Zeit“), 2023. Es erklang ein packendes und vielschichtiges Werk der 1990 in Malmö/Schweden geborenen Violinistin, Komponistin und Pädagogin, die deutlich von der schwedischen Volksmusik beeinflusst ist. Zart beginnen die Geigen, denen Bläser antworten, bevor sich das Werk spannend zu einem großen und wuchtigen Bau steigert. Über traditionelle, tänzerische Klänge legen sich immer wieder moderne Cluster wie eine große Welle darüber.

Dass Hanna Bloomberg Geigerin ist, erkennt man auch an den zahlreichen Bogentechniken, die sie in ihrer Komposition verwendet wie zum Beispiel das häufig verwendete Chopping, das wie eine Parabel erzählt, wie die Zeit vergeht. Ein anderes perkussives Element in der Komposition ist der Einsatz verschiedener Schlagwerke wie u. a. Xylophon, das eine wunderbar lyrische Stimmung bringt, sowie Trommeln. Beim gut hörbaren Ticken der Uhren fühlte man sich an die Strauss-Arie „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding“ erinnert. Ein besonderer Applaus galt dem brillanten Streicherapparat und Michael Weymar am Schlagzeug.

Höhepunkt: Cellistin Lida Limmer

Sie berührte mit einem anspruchsvollen Programm: Solistin Lida Limmer. © Edith Rabenstein

Der Höhepunkt des Abends war der spektakuläre Auftritt der Passauer Cellistin Lida Limmer. Mit Camille Saint-Saëns‘ Cellokonzert Nr. 2 d-moll op. 119 wählte die Dirigentin ein eher selten gespieltes Werk, das im Konzertrepertoire hinter dem Cellokonzert Nr. 1 des Franzosen zurückgeblieben ist. Das hat auch einen Grund, den der Komponist selbst erkannte: „Das Werk ist viel zu schwer, als daß es dieselbe Verbreitung fände wie mein erstes Cellokonzert.“

Umso erstaunlicher war es, mit welcher Verve die 21-jährige Musikerin dieses Solo interpretierte. Lida Limmer spielte auf einem neuen Cello von Peter Mörth nach einem Montagnana-Modell gebaut. Es wurde ihr von ihrer Ausbildungsstätte, dem Institut Oberschützen der Kunstuniversität Graz geliehen. Domenico Montagnana (1686-1750) war ein berühmter venezianischer Streichinstrumentenbauer.

Mit traumwandlerischer Sicherheit, versunken in die Musik, spielte Lida Limmer diesen höchst anspruchsvollen Part, gespickt mit Doppelgriffen. Verschiedene Grifftechniken, Lagenwechsel, Perkutieren – alles gelingt ihr scheinbar mühelos. Stets in Blickkontakt mit der die Musiker kompakt zusammenhaltenden Dirigentin Eleni Papakyriakou bilden Solistin und Orchester bis zur Schlusspassage in hellem Dur eine kongeniale Partnerschaft.

Den konzentrierten Zuhörern offenbart Limmer das Cello als expressives Instrument. Noch mehr kommt dies in dem „Lamento“ für Violoncello Solo des russischen Komponisten Alexander Knaifel zum Ausdruck. In dem ausdrucksvollen Klagelied, den dem Pausen sehr wichtig sind, zeigt sie, welche Bandbreite das Cello hat – und darf, wie vom Komponisten vorgeschrieben, ihr Spiel mit Gesang unterstützen. Für das sie feiernde Publikum spielte sie als Zugabe den 1. Satz aus der Suite für Solocello des spanischen Cellisten und Komponisten Gaspar Cassadó.

Man darf hier Orakel sein: Lida Limmer hat eine große Cellisten-Karriere vor sich, wenn sie den Weg als Solistin konsequent und mit viel Fleiß geht.

Jean Sibelius‘ Symphonie Nr. 3 in C-Dur op. 52

Grandioser Schlussapplaus für Eleni Papakyriakou und die Sisnfonietta Passau. © Edith Rabenstein

Nach der Pause stand ein Werk des finnischen Komponisten Jean Sibelius auf dem Programm: die Symphonie Nr. 3 in C-Dur op. 52 aus den Jahren 1904 bis 1907. Das dreisätzige kurze Werk steht an einer Zeitenwende in Sibelius‘ Entwicklung und markiert die Abkehr von der Romantik. Hier setzt Eleni Papakyriakou ganz auf den konzentrierten Ausdruckswillen des Komponisten. Geschmeidig und klar führt sie die Musiker durch die Orchestrierung, fordert das sich steigernde rhythmisches Tempo energisch und arbeitet fein das Spiel der wechselnden Motive und Fragmente heraus. Berauschend und hymnisch endet die Symphonie.

Ebenso ist die Reaktion der Besucher, die Eleni Papakyriakou und ihr Orchester, die Sinfonietta Passau, feiern.

Weitere Auftritte:

am 24. Mai im  Rittersaal Herzogsschloss Straubing (19 Uhr) im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Neue Töne“ der Konzertfreunde Straubing e.V.

am 31. Mai im Rathausprunksaal Landshut (19 Uhr)

Karten: sinfonietta.passau@gmail.com

 

Siehe auch:

Junge Cellistin auf der Erfolgsspur