Das Scharfrichterbeil 2021 geht an Benedikt Mittmannsgruber

Der Gewinner des Scharfrichterbeils 2021: Benedikt Mittmannsgruber © Edith Rabenstein

Kabarett-Wettbewerb vom Dezember wurde jetzt in Passau nachgeholt

Nach Mitternacht war es, als die Jury des begehrten Kabarettpreises Scharfrichterbeil ihre Entscheidung bekanntgab. Das Scharfrichterbeil 2021 geht in Passau an Benedikt Mittmannsgruber aus Österreich. Zweiter in dem Wettbewerb, den das Scharfrichterhaus Passau jährlich veranstaltet und der jetzt als Verschiebetermin vom Dezember nachgeholt wurde, ist der Musikkabarettist David Weber; der dritte Platz geht ab Sonja Pikart.

Benedikt Mittmannsgruber (Jahrgang 1996) stellt eine herrlich skurrile Figur auf die Bühne: einen Waldviertler, der so gar nicht dem Klischee der mutigen Männlichkeit entspricht. Im norweger-Pulli, trocken, ernst mit seltenem charmantem Lächeln und mit feinem Wortwitz lässt er seine Figur erzählen von Alltäglichkeiten eines Dorfes im Waldviertel, wo er als Kind in der Drehtür abgestellt wurde, der Vater in Tschechien „Heidelbeeren“ kaufte, und „die Bayern lauter Schweinderln waren“. Sein Kabarett ist authentisch, stark, hintergründig und unterhält.

Ja, mein Kandidat beim Publikumsvoting war ebenfalls Benedikt Mittmannsgruber.

Weitere Preise für David Weber und Sonja Pikart

Der Zweitplatzierte David Weber (Jahrgang 1990) ist seit 2016 auf Poetry-Slam Bühnen unterwegs, verblüfft mit seinen Songs, die kabarettistischen Kontext haben, so die „Waschmaschinen-Story“ und sein „Storno All Night Longh“. Vor allem die witzigen inhaltlichen Brechungen seiner Lieder, die Geschichte erzählen, überraschen. David Weber ist ein guter Entertainer und Musiker – der zweite Platz ist berechtigt.

Das dritte – kleine Beil – geht an Sonja Pikart (Jahrgang 1984). Die gebürtige Aachenerin, die seit 2009 in Wien lebt und eine Ausbildung als Schauspielerin, Sopranistin und Tänzerin absolviert hat, begeisterte vor allem in dem raschen und sehr gekonnten Rollenwechsel von AFD-Politikerin und Hippie-Frau auf der Esoterikmesse. Die Umkehrung der politischen Positionen am Ende waren ein gelungener Gag.

Hofften auf den Preis:Amjad, Michael Großschädl, Eva Karl-Faltermeier

Ein weiterer Aspirant auf das Beil: Amjad (geboren 1988). Der gebürtiger Münsterländer und gelernter Automobilkaufmann hat eine große Bühnenpräsenz mit viel Charme und Witz. Aber, die Themen, die er verhandelt, das Spiel mit den Klischees,  das alles ist eben nicht neu. Das kennt man von Django Asül, Bülent Celan und auch von Sulaiman Masomi, dem Beilgewinners von 2018. Gute und charmante Unterhaltung, aber für das Beil reichte es nicht.

Das kann man auch von Michael Großschädl (Jahrgang 1987) sagen. Der Schauspieler und Kabarettist verfügt über eine tolle Bühnenpräsenz und weiß zu unterhalten mit Wort und Musik. Seinen „Kulturschock Deutschland“ verarbeitet er witzig in einem Song zu den Sprachunterschieden. Das ist gute Unterhaltung, viel zum Schmunzeln, aber eben auch nicht mehr.

Eva Karl-Faltermeier (Jahrgang 1983) räsonierte in ihrer Rolle als Oberpfälzerin, über Body-Shaming, die Liebe in der Oberpfalz und ihre Angststory. Das alles war wenig in Sprachton und -gestus moduliert und eher gleichförmig und langweilig vorgetragen.

Urban Priol (vorne Mitte) mit den Bewerbern um das Scharfrichterbeil 2021. © Edith Rabenstein

Urban Priol führte durch die Satire-Challenge

Eine Freude war es, Urban Priol zu erleben, der mit Wortwitz und Charme durch das Programm  dieser „Satire-Challenge“ führte. Er war 19986 selbst Preisträger des Scharfrichterbeils.

Scharfrichterhaus-Mitbegründer Walter Landshuter hat mit Blick auf die Weltlage zu Beginn betont: „Die bleierne Zeit ist noch lange nicht vorbei.“