Schauspieler Klemens Neuwirth ist tot

Klemens Neuwirth (links) als Brandner Kaspar, der dem Boanlkramer (Reinhard Peer) Schnaps anbietet. © Landestheater Niederbayern/Peter Litvai

„… jetzt spuist im Himmi weida…“

„Ein Schauspieler ist ein Mensch, dem es gelungen ist seine Kindheit heimlich in die Tasche zu stecken und damit bis an sein Lebensende weiter zu spielen!……. frei nach Max Reinhardt … und jetzt spuist im Himmi weida.“ Das steht auf der Trauerzeige von Ehefrau, Tochter und Sohn in der Landshuter Zeitung vom Freitag.

Rund 140 Rollen in einer langen Karriere

Die Familie gab damit den Tod des  Schauspielers Klemens Neuwirth bekannt, der am Mittwoch im Alter von 71 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben ist. Bekannt und beliebt war er als Mitglied im Ensemble des Landestheaters Niederbayern. Rund 140 Rollen hat er gespielt im Lauf einer langen Karriere gespielt. Eine letzte Begegnung mit dem Schauspieler wird es in dem Film „Die Ehe des Herrn Bolwieser“ geben.  In dem Spielfilm von Stefan Tilch und Wolfgang Maria Bauer nach dem Roman von Oskar Maria Graf verkörpert Neuwirth den Brauereibesitzer Neithart. In Landshut und Straubing war der Film bereits zu sehen. Termine in Passau: 29.April, 20., 28. Mai und 1. Juni.

Ein freundlicher, heiterer und bescheidener Mensch

In meiner langen Laufbahn als Theaterkritikerin ab 1984 habe ich Klemens Neuwirth als vielseitigen Schauspieler erlebt, auch wenn er oft in bayerischen Volksstücken besetzt wurde. Klassische Rollen wusste er ebenfalls spannend zu gestalten, in Lustspielen konnte er verblüffend komisch sein. Unsere letzte persönliche Begegnung fand im Schönbrunner Biergarten anlässlich eines Interviews statt. Da blätterten wir in seinem dicken Buch, in dem er Bilder, Prospekte und Theaterrezensionen versammelt hatte. Er erzählte  so manche Anekdote aus dem Theater –  und dass er gerne bäckt und besonders gerne für seine Schauspielkollegen, die dies zu schätzen wußten. Klemens Neuwirth begegnete mir als der  Welt zugewandter, heiterer, freundlicher und bescheidener Mensch.

Seit 1981 am Landestheater

Klemens Neuwirth wurde 1951 in Obernberg geboren. Nach seiner Schauspielausbildung am Zinnerstudio in München führte ihn sein erstes Engagement ans Theater am Platzl. Danach folgten das Westdeutsche Theater Remscheid. Seit 1981 gehörte er dem Ensemble des Landestheaters Niederbayern an. Wichtige Rollen waren hier Faust, Lenny in Von Mäusen und Menschen, Willy Lohmann in Tod eines Handlungsreisenden, die Titelrolle in Schillers Wilhelm Tell, Hotzenplotz und Woyzeck. In den vergangenen Spielzeiten war er als Brandner Kaspar, als Schlomo Herzl in Mein Kampf, als Wirt in Minna von Barnhelm, als Balthasar in Frohes Fest und als Amias Paulet in Maria Stuart zu sehen.

Unvergessen als Brandner Kaspar

Es folgten weitere Rollen in Taxi, Taxi, Faust, Buddenbrooks, Tannöd, Ein Seltsames Paar, Ausser Kontrolle, Der zerbrochne Krug, Liebelei, Jedermann, Josef und Maria, Der verkaufte Großvater, Pippi Langstrumpf, Ein Sommernachtstraum, Das Fest, Warten auf Godot, Nathan der Weise. In Florian Zellers Schauspiel Vater spielte er den demenzkranken André.

Seine unvergesslliche Paraderolle war  2007  die Titelfigur in dem Volksstück  Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben von Kurt Wilhelm nach Franz von Kobell.

Klemens Neuwirth arbeitete auch für Film und Fernsehen: 1979 in Schönheitsgalerie von Georg Lomeier, in Hans im Glück von Frank Strecker und in Schlendters Leonardo. Beim Bayerischen Rundfunk war er für die Produktionen Zur Freiheit und Die Daxerin engagiert.

Die Beisetzung findet am Mittwoch, 1. März 2023, um 12 Uhr im Hauptfriedhof Landshut statt. Anschließend sind alle teilnehmenden Verwandten und Freunde ab 14 Uhr zu einer Gedenkfeier im Foyer des Theaterzeltes eingeladen.