Der Vater der Klangwolke ist tot

Komponist Walter Haupt. © Winfried Rabanus

Münchner Komponist Walter Haupt starb im Alter von 88 Jahren

 

Als Tausendsassa der Musik ist er beschrieben: Walter Haupt dirigierte in 48 Ländern. Am 17. Mai  starb er in München im Alter von 88 Jahren, wie seine Familie jetzt bekannt gab.

Bekannt durch die Olympiade

Walter Haupt hatte Open-air-Klassik als spektakuläre Show erfunden. Bekannt wurde er durch die Olympiade in der bayerischen Landeshauptstadt: Hunderttausende sahen seine Licht-Spektakel bei den Olympischen Spielen 1972 in München. Sein Name ist auch mit der „Klangwolke“ verbunden. Walter Haupt führte in einem Schauspiel Feuer, Wasser, Licht und Musik in Stadtlandschaften zusammen und kreierte  gigantische Klangräume. Seine „Klangwolken“ ertönten in Köln, Zürich, Jerusalem, Würzburg, Berlin, Sarajevo und Jerusalem. Und in Linz, wo sie bis heute fester Bestandteil der Kulturlandschaft Oberösterreichs sind. Im Jahre 1980 war er Gründungsmitglied der „Ars electronica“ in Linz.

Meisterschüler von Hans Werner Henze

Schon in der Schule zeigte er seine Liebe zur Musik, lerne Harmonika und wurde in einem Wettbewerb bayerischer Akkordeonmeister.  Der gebürtige Münchner studierte an der Musikhochschule in München und am Mozarteum in Salzburg. Sein umfangreiches Schaffen als Komponist umfasst Oper und Ballett ebenso wie Konzert- und Kammermusik. Er war Meisterschüler von Hans Werner Henze.

„Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper“

1968 gründete er das Ensemble: „Neue Musik der Bayerischen Staatsoper“ und in weiterer Folge 1969, zusammen mit dem Intendanten Günther Rennert, die „Experimentierbühne der Bayerischen Staatsoper“, die er 16 Jahre leitete.

Die Kompositionen

Sein kompositorisches Schaffen ist sehr groß: Sinfonische Werke für Orchester, Chormusik, Kammermusik und sehr viele Ballette, u. a. in intensiver Zusammenarbeit mit dem Choreografen Johann Kresnik.

Drei große Opernwerke hat er geschaffen:

1984 „Marat“ nach Texten von Peter Weiss, die am Königsplatz open-air vor insgesamt 150 000 Zuschauern aufgeführt wurde. Unter der Menge war damals auch ich als Studentin und höchst beeindruckt von der Musik und dem sinnlichen Gesamtkunstwerk. Dirigent war damals Jeanpierre Faber, dem ich später als Musikdirektor am Theater in Passau begegnet bin.

Faber hat auch Haupts zweite Oper dirigiert, „ Pier Paolo“ (1987). Das Libretto stammt von Gerd Uecker, der zuvor Musikdirektor am Passauer Theater war.

Seine dritte Oper nannte Walter Haupt „Neurosenkavalier“,  eine Opera dipsa (1980). Die Oper war ein  Beitrag zur „documenta 8“ und ein Auftragswerk der Oper Kassel.

Persönliche Eindrücke als Studentin

Persönlich erlebt habe ich Walter Haupt einmal, als er Gast am Institut für Theaterwissenschaft (ITW) war im Seminar des Münchner Starkritikers Armin Eichholz, Feuilletonchef im Münchner Merkur, der Theaterkritik-Seminare hielt. Mehrere Semester habe ich mich dort eingeschrieben. Eichholz holte immer wieder Theaterleute ans ITW – das waren eindrucksvolle Begegnungen. Walter Haupt, der gleich zu Beginn sagte, dass er „kein Lehrer ist“ und nur Eichholz zuliebe da war, bot dann eine großartige Performance über „Marat“. Wir Studenten hingen an seinen Lippen. Er war ein sehr, sehr charismatischer Mann.

Trauerredner Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg

Hält die Trauerrede für Walter Haupt: Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg. © Europäische Wochen Passau

Wenn er am Samstag, 27. Mai, in Aschheim, seinem letzten Wohnort, um 10 Uhr zu Grabe getragen wird, dann spricht in der Katholischen Kirche St. Peter und Paul ein Mann über ihn, der eine besondere Beziehung zu ihm hat: Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg. Der langjährige ehemalige Intendant der Festspiele Europäische Wochen Passau kennt Walter Haupt seit 1993. Damals hat Freyberg das Europäische Musikfest in München, EUROPAMUSICALE,  konzeptioniert und künstlerischer geleitet. Jacques Delors war Schirmherr; Yehudi Menuhin, Alfred Brendel, August Everding, Sir George Solti und Sándor Végh waren im Ehrenkomitee. Walter Haupt komponierte als Auftragswerk von EUROPAMUSICALE eine „Entrada“ für Blechbläser, die bei allen 31 Konzerten zur Eröffnung von Münchner Blechbläsern gespielt wurde. „Der zur ARD gehörende MDR hat die Bedeutung der Reihe zur Verständigung in Europa erkannt und die Konzerte übertragen; 44 internationale Radioanstalten haben sich angehängt; eine Milliarde Menschen konnten so das Musikfest in München miterleben. Und bei jedem Konzert erklang Haupts Werk“, so Freyberg. Für ihn persönlich seien  EUROPAMUSICALE und auch Walter Haupt die Brücke zu den Festspiele Europäische Wochen Passau gewesen.

„Ich verneige mich vor einem großen Künstler und einem großartigen Menschen“, sagte Trauerredner Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg der Autorin vorab.