270. Todestag von Baumeister Balthasar Neumann

Das Cover zeigt Balthasar Neumann, porträtiert von Marcus Friedrich Kleinert 1694-1742), © Verlag Friedrich Pustet

Biografie: „Schlussakkord der Barockarchitektur“

 

In der schon sehr üppig angewachsenen Reihe „Kleine bayerische Biografien“, herausgegeben von Thomas Götz beim Verlag Friedrich Pustet in Regensburg ist ein neuer Band zum 270. Todesstag eines großen bayerisch-böhmischen Architekten herausgekommen:  Balthasar Neumann (1687-1753).

Im Januar 1687 wurde er als Johann Balthasar Neumann in eine Tuchmacher-Familie in Eger (heute Cheb in Tschechien) geboren. Er machte eine Lehre als Geschütz- und Glockengießer; sein Lehrbrief  wies ihn auch als „Meister der Ernst- und Lustfeuerwerckerey“ aus.  Im Schottenkloster St.  Jakob kam erstmals mit Architektur in Berührung. Dort erhielt er Unterricht in Geometrie, Feldmesserei und Architektur.

Der „letzte Generalist“

In Würzburg begann und vollendete sich seine Karriere. Der Autor des Bandes, Erich Schneider, ist Gründungsdirektor des Museums für Franken in Würzburg. Er hat zahlreiche Bücher und Aufsätze zur fränkischen Kunst publiziert. In neun Kapiteln schreibt er über Leben und Werk des Mannes, den er als letzten „Generalisten“ in der europäischen Architektur sieht.

Sein Hauptwerk im weltlichen Bereich, die Würzburger Residenz, und seine wichtigsten Werke im kirchlichen Bereich (Vierzehnheiligen, Schönborn-Kapelle, Gößweinstein, Käppele, Vierzehnheiligen) werden natürlich gewürdigt, obgleich der Leser hier nicht viel Neues erfährt.

Er baute ersten fließenden Brunnen

Neumanns Arbeit als Stadtbaumeister und sein Wirken in der Stadtbaukommission dürften weit weniger bekannt sein. So sind Mainbrücke und Hofstraße in Würzburg sein Werk, ebenso wie das Kapitelhaus und der Domherrenhof in Bamberg.Auch dass er ein gefragter Wasserbautechniker war, ist kaum bekannt. Er war z. B. für den ersten Brunnen, der 1733 fließendes Wasser in Würzburg bot, verantwortlich.

Auch seine Leistungen als Kriegsbaumeister finden kaum Erwähnung.  Die Befestigung von Würzburg war ebenso sein Werk wie die Festungen in Kronach, Koblenz und Königshofen.

Der Autor legt auch dar, dass Balthasar Neumann der Schöpfer der Rotunden-Architektur war, in dem er zwei und mehr Rotunden zu einem einzigartigen Raumerlebnis verband.

Erich Schneider stellt Neumann auch als Organisator des Bauwesens vor. Sehr lesenswert ist das Kapitel über die Baustelleneinrichtung, Hofbaukommission und Vergabemodalitäten.

Der Band zeichnet sich auch durch zahlreiche Abbildungen aus und übersichtliche Erklärkästen, die Personen, Begriffe und Entwicklungen komprimiert zusammenstellen; auch die Zeittafel im Anhang sowie das Glossar und eine Auswahl der Werkliste und Bibliografie sind nützlich.

Das klare Konzept der kompakten Biografie hat sich auch dieses Mal bestens bewährt.

Erich Schneider, Balthasar Neumann. Schlussakkord der Barockarchitektur, Verlag Friedrich Pustet, 167 Seiten, 14,95 Euro

ISBN/EAN: 9783791733807