Stephen Gould mit 61 Jahren verstorben
Das war der letzte Eintrag auf seiner Homepage:
„An alle meine Fans und Gratulanten: Ich habe bis zum Ende der Bayreuther Festspiele gewartet, um den enormen und heldenhaften Einsatz der diesjährigen Mannschaft 2023 nicht zu behindern. Ich habe nichts als Freude und Bewunderung für die kontinuierlichen Bemühungen der Werkstatt um Exzellenz.
Bei mir wurde Gallengangskrebs mit Komplikationen diagnostiziert. Es handelt sich um ein Cholangio-Karzinom, eine tödliche Erkrankung mit einer Prognose von mehreren Monaten bis 10 Monaten. Es gibt kein Heilmittel.
Ich wollte nicht, dass irgendetwas die Erfolge dieses Jahres trübt, und ich bin Bayreuth dankbar, dass es mir alles beigebracht hat, was ich über die Aufführung der Werke dieses großartigen Musikers wissen wollte.
Mit vielen gefundenen Erinnerungen…“ Stephen Gould
Seinem Publikum bleiben jetzt nur noch Erinnerungen.
Denn das Unfassbare, die Auslöschung eines begnadeten Sängers, ist überraschend früh gekommen.
Es sind ihm nicht einmal mehr zwei Monate geblieben.
Den Sänger, der wegen seiner Disziplin, seinem Nervenkostüm und seiner stets zuverlässigen Stimme den Spitznamen „Iron Man“ bekam, konnte die tödliche Krankheit nicht besiegen.
Ich persönlich habe den Tenor an der Wiener Staatsoper als Peter Grimes und Tristan erlebt. Tristan – das war neben Siegfried seine Paraderolle. Einzigartig. Als Peter Grimes konnte er ganz andere Facetten seines Faches ausspielen. Hier berührte und erschütterte er noch eindringlicher. 2o Jahre lang hat er die Wiener Staatsoper geprägt und 105 Vorstellungen im Haus am Ring gesungen.
Wegen seiner Gestaltungskraft in Wagner-Fach wurde er nach Bayreuth geholt und war dort wie ein Fels in der Brandung.
Jetzt hat der Krebs ihn gefällt.
Nachrufe
Staatsoperndirektor Bogdan Roščić hat auf der Homepage einen Nachruf verfasst:
„Stephen Gould war ein Sänger, dem die Wiener Staatsoper in allen Bedeutungen des Wortes vertraut war: Wie das Publikum ihn liebte, so schätzte er das Haus, das er einmal im Gespräch auch als Heimat bezeichnete. Dass seine mit Christian Thielemann geplanten Auftritte als Bacchus wegen eines Lockdowns nicht stattfinden konnten, war eine der schmerzlichsten Absagen während der gesamten Pandemie. Als Sänger war er prägend: für die Wiener Staatsoper und ihr Publikum, für das internationale Operngeschehen, sein Repertoire, seine Generation – und seine Kolleginnen und Kollegen. Wer ihn etwa als Siegfried, seine an der Wiener Staatsoper meistgesungene Partie, erleben durfte, als Kaiser in der Frau ohne Schatten oder als Tristan – der wurde gleichermaßen von der Ausdruckskraft seiner Stimme, der Musikalität wie auch der Hingabe an die Rolle und die Musik ergriffen.“
Und auch die Gesellschafter der Bayreuther Festspiele GmbH trauern:
„Wir danken Stephen Gould für die vielen unvergesslichen Abende bei den Bayreuther Festspielen, die er uns mit seiner einzigartigen Stimme und seiner grandiosen Bühnenpräsenz schenkte. Wir werden ihn unwahrscheinlich vermissen, Teil der Festspielfamilie wird er für immer bleiben. Farewell Stephen!“