Markus Lüpertz zeigt erstmals Marienzyklus

Markus Lüpertz in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg. © Edith Rabenstein

Kraftvolle Ausstellung auf Schloss Neuburg im Landkreis Passau

 

Fast 83 Jahre ist Markus Lüpertz, einer der bekanntesten Maler und Bildhauer Deutschlands und langjähriger Rektor der  Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf. Dass er von seiner Kraft und Suggestion nichts verloren hat, zeigt er in der aktuellen Ausstellung „Erfindung und Wahrheit“ in der Landkreisgalerie auf Schloss Neuburg im Landkreis Passau. Mehrere Zyklen werden ausgestellt. Er zeigt Druckgrafiken in mehreren Reihen, meist E.A., was bedeutet „Epreuve d’Artiste“, ein spezieller Druck für den Künstler in kleiner Ausgabe.

15 assoziative Werke zu Maria ohne Pathos

Markus Lüpertz, Ohne Titel (Mariendarstellungen), 2024 Lithografie auf Bütten. © Edith Rabenstein

Zum ersten Mal öffentlich zu sehen ist sein Marienzyklus. Das sind 15 assoziative Werke zur Gottesmutter und ihrem Kind. Entstanden sind die Arbeiten, als Lüpertz  heuer die Kirchenfenster von St. Andreas in Köln geschaffen hat. Die Grafiken stehen bei Lüpertz für die Durchdringung eines Themas. Immer wieder nähert er sich mit anderen Aspekten.

Sie sind von 2024 Großformat und groß im künstlerischen Gestus – wie alles bei Markus Lüpertz.

Die Mariendarstellungen – eigentlich ohne Titel  – sind 15  Farblithografien auf Büttenpapier. Wer genau hinschaut, kann Maria mal mehr als Mutter mit ihrem Kind, mal mehr als Himmelskönigin und auch als Madonna auf der Sichel erkennen. Auch die Geburtsszene ist zu erkennen. Es sind narrative, dicht gearbeitete Zeichnungen ohne Pathos.

Starke Männer in weißem Umraum

Markus Lüpertz, Michael Engel, 2017, Lithografie auf Bütten. © Edith Rabenstein

In einem anderen Zyklus beschäftigt er sich mit den „Michaels Engeln“, angeregt durch Michelangelo und seine Sixtinische Kapelle. Lüpertz nähert sich mit 20 Lithografien diesen Männerfiguren aus dem Bildprogramm des Italieners. Sie sind nur mit weißem Umraum auf das Bütten gesetzt, und wirken so sehr plastisch.

Pferde und Raben

Markus Lüpertz, Troja, 2019, Radierung auf Bütten. © Edith Rabenstein

Weitere Zyklen sind „Troja“ (2019) mit 14 Lithografien und 14 Radierungen, wobei sich Lüpertz als hervorragender Zeichner von Pferden zeigt. Als weiteres, markantes Tier fällt in der Ausstellung auf: der Rabe (Holzschnitt auf Büttenpapier, 1998, 2023 Auflage).

Die Genesis-Mappe

Erzählerisch und farbenfroh sind die 15 Lithografien der „Genesis“, die mit Holzschnitt überdruckt sind, von 2022. Die Mappe beinhaltet auch Texte und Gedanken des Künstlers. Zu diesem Thema sind übrigens auch zwei Druckstöcke ausgestellt.

Als Beispiel thematischer Vielfalt  und als Kontrapunkt zu den hauptsächlich figürlichen Inhalten hat der Kurator Stefan Skowron (auch Leiter des Lüpertz-Archivs und Laudator bei der Vernissagen-Matinee) zusammen mit dem Team um Kulturreferent Christian Eberle eine Reihe mit Landschaft gesetzt: zehn „Umbrische Landschaften“ von 2022 in warmem Sepia-Ton.

Herkules-Entwurfsmodelle

Markus Lüpertz, Entwurfsmodell Herkules, Bronze, handbemalt. © Edith Rabenstein

Neben den grafischen Arbeiten zeigt die Landkreisgalerie über 40 kleine Skulpturen, wie meist bei Lüpertz, farbig gefasst. Es sind Entwurfsmodelle. Auch diese sind Annäherungen zu einer sehr großen Arbeit: Die 18 Meter hohe Herkules-Skulptur des Künstlers steht auf dem Turm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. In der aktuellen Schau sehen wir Assoziationen dazu. Besonders eindringlich: der Kopf des Zeus-Sohnes (Bronze, handbemalt, 2019).

Die Landkreisgalerie hat bereits viele großartige und große Künstler gezeigt. Mit Markus Lüpertz erlebt sie jetzt ihre Krönung.

Die Ausstellung wurde zuvor im Ost-Holsteinmuseum in Eutin gezeigt; in leicht veränderter Form wanderte sie nach Bayern.

Die Schau wird gezeigt bis 7. Juli  auf Schloss Neuburg am Inn; sie ist geöffnet von Di. bis So. 11-17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Katalog: 25 Euro.

www.landkreis-passau.de