Malerin Paula Deppe im MMK Passau

Selbstporträt, Öl auf Karton, 1910. © Edith Rabenstein

Beispielhaft für ein Künstlerinnenleben am Anfang des 20. Jahrhunderts

 

Schon lange ist es her, dass Paula Deppe in Passau präsentiert wurde: 2011, zum 125. Geburtstag der Künstlerin, war ihr eine große Schau im Oberhausmuseum gewidmet worden.

Dass jetzt das Museum Moderner Kunst in Kooperation mit der Kulturstiftung der ZF eine Schau zeigt, die aus den Beständen der Stiftung bestritten wird, ist sehr löblich. Denn mit jeder Ausstellung bleibt sie mehr und mehr im kollektiven Bewusstsein der Kunstfreunde verankert. Und: Dass eine Firma Werke aus ihrem Sammlungsbestand zeigt, ist nicht üblich und deshalb umso erfreulicher.

Paula Deppes Biographie steht beispielhaft für ein Künstlerinnenleben zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Von Böhmen nach München und Seestetten

Paula Deppe ist am 22. Oktober 1886 im beschaulichen  böhmischen Städtchen Rokycany geboren und lebte dort mit ihrer Familie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Als die deutsche Lederfabrik, die Clemens Deppe leitete, an den tschechischen Staat überging, entschloss sich die Familie im Frühjahr 1918 zu einem Umzug nach Harlaching bei München, um dann 1919 in das niederbayerische Seestetten bei Passau zu ziehen.

Paula Deppe folgte schon früh  ihrer künstlerischen Ambition und begann ein Studium an der sogenannten Damen-Akademie bei Heinrich Knirr und bei Julius Seiler in München. Ihre wohlhabende Familie machte dies möglich. Ein Studium an der Kunstakademie war Frauen damals nicht möglich. Paula Deppe orientierte sich an der französischen Kunst, war eine Verehrerin von Vincent van Gogh und Paul Cézanne.

Damenakademie besucht

In der Münchner Künstleratmosphäre  entwickelte sie ihren ganz persönlichen Stil, der in ihrem späteren niederbayerischen Domizil in Seestetten bei Passau seine Vollendung finden sollte. Stillleben, Landschaften, Porträts und Selbstbildnisse verewigte Paula Deppe auf Leinwand und Papier, ihre Gedanken und Eindrücke vertraute sie ihren Tagebüchern an. Eine Auswahl ihrer Arbeiten präsentierte die Künstlerin schon 1914 auf der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA) und 1919 bzw. 1921 sogar auf den Ausstellungen der Münchener Neuen Secession.

Im Alter von 36 Jahren starb die ambitionierte Künstlerin am 4. Oktober 1922 in Passau.

30 Werke aus Sammlung der Kulturstiftung der ZF

Im Skulpturenraum des Museums Moderner Kunst hat Kuratorin Anna Wagner die Schau gestaltet. Die Kunsthistorikerin ist Mitarbeiterin im MMK und in der Kulturstiftung der ZF Passau.

Rund 30 Werke – das ist nur ein Drittel der Deppe-Werke, die die Kunstsammlung der ZF besitzt, sind gut gehängt. Auf der einen Seite liegt der Schwerpunkt bei Porträt und Selbstporträt, auf der anderen Seite bei Landschaft. Ungerahmte Werke werden Vitrinen präsentiert.

Dunkle Farbskala

Kopie „Die kleine Obsthändlerin“ von Bartolomé Esteban Murillo, Öl auf Leinwand 1913. © Edith Rabenstein

Gleich ins Auge sticht  eine Arbeit, die eine eigenwillige Kopie ist: Die weltberühmte „Kleine Obsthändlerin“ von Bartolomé Esteban Murillo. Die Arbeit, die vor 1913 entstand,  hat ein wesentlich dunkleres Kolorit als das Original des spanischen Barockmalers. Die Umrisse des Paares sind nicht so hart und exakt wie im Vorbild, sondern sehr weich konturiert.

Die dunkle Farbskala ist auch bei anderen Porträts ein Kennzeichen der Künstlerin. Während die Auftragsarbeiten außer Haus gingen, sind aus dem Nachlass schöne Porträts der Familie und von ihr selbst zu sehen.

Wie knapp Maluntergrund war, zeigt die Tatsache, dass Paula Deppe Vorder- und Rückseite eines Kartons bemalte, eine Seite zeigt einen Blumenstrauß, die andere ein Paar (die Eltern) unter Kastanien im Park – als Rückenstück. Dies war gerade um die Jahrhundertwende ein beliebtes Sujet.

Wunderschön sind ihre Blumenbilder; duftig und leicht wirken die Sträuße, der Einfluss Cézannes ist unverkennbar.

Adam und Eva, Radierung, 1913. © Edith Rabenstein

Paula Deppe hat gerne ihre nähere Umgebung gezeichnet; so sind  zum Beispiel Arbeiten aus dem Garten von Rokycany und die Landschaft Seestettens zu sehen. Aber auch Aktstudien und ein Stillleben mit einem Jagdthema „Stillleben mit Birkhahn und Flinte“, Öl auf Leinwand, 1907 aus ihren Studienjahren sind ausgestellt. Die Kuratorin hat einen guten Querschnitt von Deppes künstlerischen Techniken präsentiert – vom Ölbild auf Leinwand oder Karton bis zur Radierung.

Bei der Vernissage waren rund 80 Gäste, darunter auch der Passauer Fotograf Tobias Clemens Köhler, der ein Nachfahre von Paula Deppe ist.

Die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der ZF Kulturstiftung und dem Museum Moderner Kunst wird auch nach dieser zweiten gemeinsamen Schau fortgeführt, so Gernot Hein, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung der ZF Passau. Anlässlich der ersten Kooperationsausstellung hatte er angekündigt, dass 2025 eine große Otto-Dix-Schau geplant ist.

Die Ausstellung im Skulpturensaal des Museums Moderner Kunst Passau geht bis 30. Juni und geöffnet täglich außer Mo. von 10 bis 18 Uhr.

After-Work-Führung mit der Kuratorin Anna Wagner am 29. Mai um 18 Uhr.

 

www.mmk-passau.de