Das Schlamassel mit den Geliebten

„Das perfekte Desaster Dinner“ mit v. . Julian Niedermeier, Larissa Sophia Farr, Ella Schulz und Julian Ricker. © Peter Litvai/Landestheater Niederbayern

Boulevard-Komödie „Das (perfekte) Desaster Dinner“ am Landestheater Niederbayern

 

In finsteren Zeiten von Krieg und immer noch Pandemie ist Lachen heilsam. Vor allem, wenn man es so befreit als Beobachter tun kann, denn keiner möchte wirklich „Das (perfekte) Desaster Dinner“ bei sich zu Hause haben. Da will der Hausherr (Stefan) ein spritziges Wochenende mit seiner Geliebten (Susanna) verbringen, weil die Ehefrau (Jacqueline) zu Muttern verreist; die macht ihm aber einen Strich durch die Rechnung, als sie erfährt, dass just ihr heimlicher Geliebter Robert) , der beste Freund des Hausherrn, (als Alibi) für ein Herren-Wochenende kommen soll. Da interessiert sie die kranke Frau Mama nicht mehr, sondern sie wittert die Chance auf eine „Runde Pingpong“ mit dem Hausfreund. Das Unheil nimmt seinen Lauf. „Susie-Dichte“ – so heißt dann auch noch die engagierte Thai-Thai Köchin – ist ebenso angesagt wie ein Lügengebäude, das zusammenzubrechen droht.

Österreicher Michael Niavarani  hat Handlung zugespitzt

Das Landestheater Niederbayern hat nun – endlich – die Produktion des Schauspielensembles in Passau zeigen können. Wegen Corona im Ensemble musste die geplante Premiere verschoben werden.

Die Komödie des französischen Dramatikers Marc Camoletti wurde unter dem Titel „Pyjama Pour Six“ 1987 in Paris uraufgeführt, bevor sie am englischen Theater und am Broadway jahrelang Erfolge feierte.  Bei uns ist bekannt ist sie als „Madame, es ist angerichtet“. Der Österreicher Michael Niavarani hat die Komödie als Vorlage für sein Stück „Das (perfekte) Desaster Dinner“ genommen, die Handlung noch zugespitzt und die Dialoge aktualisiert. Ohne Zweifel hat das dem Lustspiel gutgetan!

Regie: Veronika Wolff

Gast-Regisseurin Veronika Wolff zieht alle komödiantischen Register der Tür-zu-Tür-auf-Komödie. Sie setzt auf das Timing, das ein sehr rasches sein  muss und ist. Freichlich: Angesichts des enormen Tempos gibt es auch Versprecher. So schrill wie der Inhalt des Boulevardstückes lässt die Regie auch die Szene (Dorothee Schumacher & Lutz Kemper) einrichten: Das Wochenendchalet ist ein kitschiges Landhaus mit knorrigem Baum im Entree, Sitzgelegenheiten in Strohoptik, knallig gelber Treppe, Leuchtschrift, Rinder-Wahn als Sopraporten und einem  „Schweinestall“ als Gästezimmer. Die Szene wird aufgepeppt mit Musik der Band Trio aus den 1980er Jahren: „Da, Da, Da“  und „Vogel der Nacht“.

Herrlich: Julian Niedermeier  als Hausherr

Da treten von einem Schneesturm hereingeweht die Protagonisten ein. Hauptfigur ist der Hausherr Stefan Spiegel. Julian Niedermeier gibt diesen untreuen Ehemann köstlich. Hektisch legt er einen Aktionismus an den Tag, rennt von einer Ecke in die andere, glotzt in erstarrter Mimik, wenn seine Lügen kurz vor der Entdeckung stehen, robbt am Boden auf die andere Seite, um tätlichen Angriffen zu entgehen und muss sich umziehen, wenn er begossen oder quasi mit der  Geburtstagstorte für seine Freundin von der Ehefrau abgewatscht wird. Er umgarnt Ehefrau, Freundin und Köchin gleichermaßen mit Halbwahrheiten, damit er nicht aufkommt. Freund Robert Kalanag, smart und naiv dargestellt von Julian Ricker, wird immer wieder der Ball zugespielt, damit ja nur nicht die Wahrheit ans Licht kommt. Herrlich, das fiktive Telefonat zwischen den Beiden!

Ella Schulz als kommandierende Gattin

Ehefrau Jacqueline Spiegel ist um nichts besser, will sie doch auch ihre Liaison mit dem Hausfreund geheim halten. Ella Schulz – erst im Kostümchen, dann mit Schlafmaske im feinen Hausmantel mit rosa Pelz-Slippern – gibt sie als strenge  Kommandeuse, bei der beide Männer kuschen. Durch ihre hartnäckige Fragerei wird das Lügengespinst immer verwirrender. Friederike Baldin spielt eine flotte Susi Fiala. Die Köchin, ausgestattet mit Dreadlocks, weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie sich in diesem turbulenten Haushalt auf einmal mehrfach als „Geliebte“ wiederfindet – und geschäftstüchtig für jeden „Service“ kassiert – und am Ende mit Designer-Mantel und -schals verschwindet. Die zweite Susi, das Model Susanna Neuschnee, wird von Larissa Sophia Farr, dargestellt. Sie hätte man sich etwas zickiger gewünscht.

Schorschi Fiala, der Ehemann der Köchin, bringt das Fass fast zum Explodieren, als er berserkermäßig, die Männer verdächtigt, hinter seiner Frau her zu sein. Lukas Franke bringt das noch eine zusätzliche Farbe und Tempo in das Stück. Lustig, dass seine Waffe ein Tortenheber ist. Am Ende verschwindet er mit seiner Frau; Geliebte Susanna wird in den „Schweinestall“ gesteckt. Hausfreund Robert verzieht sich – im Streifenschlafanzug und Filzpantoffeln – in sein Doppelzimmer allein. Ehefrau Jacqueline triumphiert an der ehelichen Schlafzimmertür. Und der Zuschauer: Er ist sich ziemlich sicher – die Schlamassel mit den Geliebten, das läuft weiter wie bisher. . .

Weitere Vorstellungen:

In Landshut:  6.5. (19.30)

Passau: 16.4. (19.30),18.4. (18.00), 13.5. (19.30), 14.5. (19.30), 15.5. (16.00)