Mit dem Überraschungseffekt einer Uraufführung!

Sopranistin Reinhild Buchmayer, Generalmusikdirektor Basil H. A. Coleman (rechts) und der Niederbayerischen Philharmonie. © Edith Rabenstein

Burgenfestspiele mit Sinfoniekonzert der Niederbayerischen Philharmonie

 

Ein populäres Programm tollen Überraschungseffekten hat die Niederbayerische Philharmonie unter Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman am Freitagabend vor mehr als 300 Besuchern bei den Burgenfestspielen Niederbayern auf der Veste Oberhaus präsentiert unter dem Titel „Sommernächte“.

Leonoren-Ouvertüre

Populär, weil Ludwig van Beethoven auf dem Programm stand. Die bekannte „Leonoren-Ouvertüre Nr. 3 op.72a“ hat es als einzige der vier Fassungen in den Konzertsaal geschafft und ist dort um so beliebter, klingen doch viele der bekannten Motive von „Fidelio“ an, der einzigen Oper Beethovens. Coleman geht Beethoven mit großer Ruhe und Gelassenheit an. Spannungsgeladen ist das Stück von Anfang an. Besonders gut gestaltet ist die lange Einleitung, wehmütig klingt Florestans Arie „In des Lebens Frühlingstagen“ an. Ab Mitte des Stücks begibt sich das Orchester ganz und gar in den vielbeschworenen Beethovenschen „Furor“, der in einem dichten Schlusspresto mündet. Zuvor setzt das zweimalige Trompetensolo ein – ganz so wie es Beethoven wünscht „aus der Ferne“.

Kadenzen von Tomasz Skweres

Dass Coleman das „Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61“ auf das Programm setzen konnte, ist den Umstand zu verdanken, dass er einen Geigenvirtuosen hat, der diese Artistik auch spielen kann: Konzertmeister Christian Scholl, der auf einer Vuillaume-Violine von 1860 spielte. Er lässt sich tief auf dieses einzige Beethoven-Konzert für Violine ein. Artikulation, Tongebung und Phrasierung – das alles wirkt kalkuliert und präzise und doch mit viel Emotion. Das Larghetto  wirkt zart,  zerbrechlich und überirdisch. Das Orchester ist gut ausbalanciert und geradlinig.

Christian Scholl als Solist

Die größte Überraschung waren die Kadenzen, neu komponiert von Tomasz Skweres. Der Pole ist Solo-Cellist des Phiharmonischen Orchesters Regensburg. Beethoven überließ die Ausgestaltung seiner Kadenzen den jeweiligen Solisten. Es war eine aufregende Idee von Coleman und Scholl hier zeitgenössische Musik einzubauen. Der Komponist und sein Interpret  Christian Scholl bewiesen eindringlich was eine Geige alles kann, zu welch weitem Spektrum sie ihre Tonsprache ausbauen kann – vom abgrundtiefen Schluchzen bis zum Jubilieren in Himmelssphären. Scholl ließ eine solc intensive Klangsprache hören, die einem zu Herzen ging.

Ja, da ist ein guter Weg beschritten, zeitgenössische Komposition zu präsentieren.

Sommernächte von Hector Berlioz

Populär in Frankreich, weniger bekannt in Deutschland sind Hector Berlioz´ „Les nuits d´ été  für Solostimme und Orchester“ (Sommernächte). Die Kunstlieder hat der Franzose nach Gedichten von Théophile Gautier vertont, der sein Nachbar war. Zusammengefasst herausgegeben hat er die Einzelwerke, die er ab 1843 komponierte, erst 1851. Gespielt wird an diesem Abend eine Bearbeitung für Klavier und Streichquartett von Roger Janotta. Mezzosopranistin Reinhild Buchmayer – in eisgrauer schillernder Robe – durchlebte die hier erzählte Liebesgeschichte von der Liebe im Frühlingshain bis zu Trennung und Tod.

Reinhild Buchmayer als Solistin

Die Sängerin weiß die einzelnen Lieder, die übrigens für verschiedene Sängerinnen komponiert worden sind, hervorragend zu präsentieren. Denn jedes Lied hat eine eigene Stimmung. Das beschwingte volksliedartige Tanzlied zu Beginn steht in großem Kontrast zur „Totenklage“ („Sur les lagunes“, „Au cimetière) oder zur sehnsuchtsvoll strömenden  „Absence“.  Wunderschön sind die langen Phasen gestaltet, die Tiefe des Textes ausgeleuchtet. Ergreifend ist „Le spectre de la rose“ interpretiert, in dem es um die Erzählung und das Verblühen einer Rose geht, die hier Symbol für die Erotik ist. Hier wird auch das Traum-Motiv ausgesprochen, das am Ende wieder anklingt in  „L’ ile inconnu“. Das Orchester ist ein zuverlässiger  Begleiter und lässt hier ganz der Solistin ihren glänzenden Auftritt. Reinhild Buchmayer war auch die Solistin der Zugabe: „Morgen“, das zauberhafte, in zartem Geigenklang gebettete Kleinod von Richard Strauss.