BR-Orchester mit künftigem Chef Simon Rattle am Münchner Odeonsplatz
Ein dramatisch dunkelblauer Himmel, durchzogen mit goldenen Schlieren der Abendsonne lag über München. Der Odeonsplatz war jetzt kein Knotenpunkt des Verkehrs, sondern der Musik, speziell der Filmmusik.
Die Theaterkirche ist gelb illuminiert: die Feldherrnhalle, die das Podium für das Orchester bildet, erstrahlt in Grün-Rot, Blau-Gelb, Violett-Rosa. Vor rund 6000 Zuschauern liegt eine perfekte Bühnenkulisse.
Erstmals Filmmusik
Erstmals präsentiert das Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks Filmmusik in dieser Open-Air-Reihe unter seinem künftigen Dirigenten Sir Simon Rattle, der noch Chefdirigent des London Symphony Orchestra ist. Er wird ab der Konzertsaison 2023/24 die Leitung Klangkörpers übernehmen. Anfang 2021 hat er einen Fünfjahres-Vertrag mit dem Bayerischen Rundfunk unterzeichnet.
Das Programm hat er gut zusammengestellt. Eröffnet wird das Konzertprogramm am Sonntagabend mit Musik aus dem Filmklassiker „Ben Hur“. Der Film wurde 1960 mit elf Oscars ausgezeichnet, unter anderem für die Musik von Miklos Rozsa. Geigerin Veronika Eberle aus Donauwörth interpretiert Rozsas Violinkonzert wunderbar.
Ross zitiert schließlich Jedi-Ritter Obi Wan Kenobi: „May a force be with you!“. Furios breitet das Orchester den Musikteppich von John Williams zu „Star Wars“ 1977 aus. Damit widmet Rattle sich der Musik des größten Filmkomponisten der Gegenwart.
Schauspielerin Maria Furtwängler führt im schwarzen Hosenanzug mit Pailletten durch das Programm. Sie verweist auf Williams` Kompositionen zu Steven Spielbergs „Der weiße Hai“, „Schindlers Liste“ und „Catch me if you can“.
Kategorien wie E und U zählen nicht
„Das Kino lehrt uns immer wieder, dass Kategorien wie E und U nicht zählen, wenn es um die Fähigkeit der Kunst geht, Menschen zu berühren oder zu verändern.“ Fünf Oscars, sechs Emmys und 26 Grammys für Williams haben dies eindrucksvoll belegt.
Mit „Hedwig‘s Theme“ aus „Harry Potter und der Stein der Weisen“ kommt wiederum ein populäres Thema auf. Weniger bekannt ist David Raksins Musik zu „Laura“, der des Österreichers Otto Preminger, der eine Femme fatale zum Inhalt hat.
„Tom & Jerry“ in einem Medley
Ein Höhepunkt des Abends ist Scott Bradleys musikalische Untermalung zu „Tom & Jerry“, die das Orchester in einem Medley präsentierte. Typisch amerikanische Unterhaltungsmusik. Flott, mit Trommelwirbel, viel Pizzicato der Geigen, viel Blech, versetzt mit Tanzmusik, bei der man das Katz-und-Maus-Spiel vor Augen hat.
Mit Musik aus „The Adventures of Robin Hood“, sie wurde 1938 mit einem Oscar ausgezeichnet, wird der Komponist Erich W. Korngold präsentiert, der insgesamt den Soundtrack für 18 Filme komponiert hat. Das BR-Symphonieorchester gestaltet die sehr individuelle Klanglichkeit mit Leitmotivik in vielen Klangfarben eindringlich.
Am Ende steht noch einmal John Williams auf dem Programm mit Musik aus „E.T.“ und „Indiana Jones“.
Das BR-Symphonieorchester hat auch in diesem Genre überzeugt; Maria Furtwängler war eine charmante Kommentatorin. Nur das Wetter war zu beanstanden. Am Ende des Abends lag die Temperatur nur noch bei 16 Grad; die Temperatur im Herzen war eine andere!