Hinreißende Solistin: Geigerin Ines Issel Burzynska
Sie könnte der neue Star am Geigenhimmel werden: Die 21-jährige super talentierte Ines Issel Burzynska war die Solistin beim Eröffnungskonzert von Young Classic Europe in Passau am Samstagabend im Rathaussaal. Es war die Eröffnung des 25. Festivals.
Deutschland-Debüt in Passau
Mit Henryk Wieniawskis Violinkonzert 2 d-Moll op. 22 für Violine und Orchester hat die Geigerin, deren Familie aus Breslau (Wroclaw) stammt, ein technisch sehr schwieriges Stück für ihr erstes Konzert in Deutschland gewählt. Das dreisätzige Werk des polnischen Komponisten, dessen Hauptthema in seiner Doppelexposition das Symphonieorchester des Mozart-Musikgymnasiums Salzburg solide darstellte, mündet in einer Solokadenz für die Geigerin. Burzynska kann hier brillieren in einer Vielfalt an Stricharten, aber auch in technischen Raffinessen wie Glissandi, Doppelgriffe, Arpeggi, Sechst-, Terz- und Oktavparallelen, chromatische Tonleitern und Flageolettönen. Es ist ein Fest der Ohren und Augen, dieser jungen Künstlerin zuzusehen. Leidenschaft und Hingabe kennzeichnen ihr Spiel. Ihre konzentrierte Fokussierung ist imponierend. Das Zusammenspiel mit dem Orchester lenkte Dirigent Markus Obereder subtil.
Wie der „Teufelsgeiger“
Zwei Zugaben gab die junge Musikerin, die ihre technische Fertigkeit und ihren Interpretationswillen einmal mehr zeigten: In Paganinis Caprice 21 setzt sie auf die Geräuscheffekte des „Teufelsgeigers“; aus Johann Sebastian Bachs Sonate II a-Moll, BWV 1003, spielte sie den ersten Satz „Grave“. Schwermütig und filigran gestaltet sie diesen Satz.
Seit 15 Jahren eröffnet Dirigent Markus Oberneder mit dem Symphonieorchester des Mozart-Musikgymnasiums Salzburg das Festival. Sehr populär ist dieses Mal der Beginn. Mit Peter Tschaikowskys Polonaise und Walzer aus der Oper „Eugen Onegin“ beginnt das Konzert quasi mit einem „Gassenhauer“, was das Publikum mit großen Applaus quittiert. Oberneder zeigt auch, wie fein er das Orchester justiert. Der Klangkörper reagiert auf die feinsten Nuancen des Dirigenten.
Erlesen: Samuel Barbers „Adagio for Strings“
Nach der Pause wird ein sehr erlesenes Stück gegeben: Samuel Barbers „Adagio for Strings“. Das Stück, das mit drei Noten beginnt, wird packend interpretiert. Die Traurigkeit des ersten Satzes löst sich auf, wird in zahlreichen Reprisen und Varianten wiedergegeben, am Ende steht eine Ruhe, ja fast Gelassenheit. Oberneder verzahnt die Emotionen der einzelnen Streichergruppen brillant. Es ist ein wenig gespieltes Stück – leider – und wirkt umso brillanter.
57 Choristen sangen Bernstein und Fauré
Den Abschluss bildet Leonard Bernsteins dreisätziges Werk „Chichester Palms für Soli, Chor und Orchester“, ein dreiteiliges Chorwerk auf hebräische Psalmentexte. Da konnten Symphonieorchester und Chor des Mozart-Musikgymnasiums Salzburg noch einmal alles aufbieten. Das Werk, das großes Orchester erfordert mit Harfen (hier einfach besetzt) und Schlagwerken, hat schwierige Chorpartien. 57 Choristen standen hier zur Verfügung, was für den Passauer Rathaussaal sehr viel war. Die Rolle des von Bernstein geforderten Countertenors wurde von einer Frau gesungen, was überhaupt nicht störte. Die Solistinnen waren alle bravourös. Besonders eindrucksvoll: der Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ mit einer sehr kontemplativen Melodie. Der dritte Satz mündet in „Siehe, wie gut und angenehm es ist, wenn Brüder leben zusammen in Eintracht“. Markus Oberneder zitierte diesen Satz und betonte, wie wichtig er sei, angesichts der aktuellen Ereignisse in Europa. Als Zugabe gab es Gabriel Faurés „Pavane“, op. 50 in der Originalfassung für Orchester und Chor.
Musikstandort Passau
Am Beginn des Konzertes hatte der bayerische Kulturminister Markus Blume die Rolle Passaus als Klassikstandort betont und das Festival Young Classic Europe als Erfolgsgeschichte und Exportmodell bezeichnet.Passaus Oberbürgermeister Jürgen Dupper stellte das Festival Young Classic Europe in eine Reihe mit den Entwicklungen der Musikstadt Passau. In einem kurzen Abriss skizzierte die Musikgeschichte von der Dom- und Hofmusik im 17. und 18. Jahrhundert über die musikalischen Vereine im 19. Jahrhundert bis zu den Nachkriegsentwicklungen, die durch das Musikleben am Stadttheater, bei den Europäischen Wochen und bei Young Classic Europe und anderen geprägt ist. Er lobte das Festival als Plattform, die Talente auf den Weg bringt. „So mancher, der hier auftrat gehört heute zur Champions League der europäischen Musik.“
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