„Ignoranz und Verharmlosung“

Absicht? Bei der dreitägigen Review für Presse und Fachleute war das Banner mit den antisemitischen Bildern noch nicht zu sehen! © Edith Rabenstein

Experten: Schwere Vorwürfe zum documenta-Skandal

Die documenta hat jetzt den Abschlussbericht zum Umgang mit den Antisemitismus-Vorwürfen veröffentlicht. Von „Ignoranz und Verharmlosung ist die Rede.“ Sieben Wissenschaftler haben den Antisemitismus-Skandal um die documenta untersucht. Sie kommen zu dem Schluss: Die Vorwürfe seien überraschend gekommen, noch habe sich die Leitung der Kunstschau angemessen damit auseinandergesetzt. Bereits im Vorfeld der documenta seien Stimmen laut geworden, die dem Kuratorenkollektiv Ruangrupa und eingeladenen Gruppen eine Nähe zur antiisraelischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. „Der sich lange ankündigende Konflikt um Antisemitismus traf intern auf nur unzureichende Vorbereitungen“, heißt es im Bericht. Das Gremium ging auch auf vier Werke ein, die bei der documenta gezeigt wurden.

Gremiumsmitglieder

Dem Gremium gehörten an: Prof. Dr. Nicole Deitelhoff (Vorsitzende) Goethe-Universität Frankfurt am Main – Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung Prof. Dr. Marion Ackermann Staatliche Kunstsammlungen Dresden Prof. Dr. Julia Bernstein Frankfurt University of Applied Sciences Marina Chernivsky Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment Prof. Peter Jelavich, PhD Johns Hopkins University Prof. Dr. Christoph Möllers Humboldt-Universität zu Berlin Dr. Cord Schmelzle (wiss. Koordinator) Goethe-Universität Frankfurt am Main – Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Empfehlungen für die Zukunft

Die Expertinnen und Experten sprechen für zukünftige documentas Empfehlungen aus: Beschwerden müssten künftig so bearbeitet werden, dass „eine frühzeitige und professionelle Bearbeitung von Konflikten“ möglich werde. Die Schau solle sich zudem auf Definitionen für Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung verständigen, „die sich nicht in den Vorgaben des Strafrechts erschöpfen“ und Standards für den Umgang damit festlegen. Zudem solle die Rolle der Geschäftsführung gestärkt und geklärt werden, wie sie sich Aufgaben mit der Künstlerischen Leitung aufteilt, und der Bund sollte seine Aufsichtsratssitze wieder wahrnehmen.

Der bebilderte Bericht umfasst 28 Seiten. Hier können Sie hineinlesen: www.documenta.de/de/news

Siehe auch:

www.rabenstein-kultur-blog.de/2022/07/endlich-documenta-chefin-tritt-zurueck/

www.rabenstein-kultur-blog.de/2022/06/documenta-15-viel-fuer-den-kopf-wenig-fuer-die-sinne/