Auf der Spur des Vergänglichen

Lois Jurkowitsch bei der Arbeit (Selbstporträt). © Toni Scholz

Fotograf und Installationskünstler Alois Jurkowitsch wird 75 Jahre

Er prägte die Kulturlandschaft Passaus und der Region seit Anfang der 1970-er Jahre: der Oberösterreicher Alois Jurkowitsch. Mit seinem Handwagerl streifte er durch die Dreiflüsstestadt und sammelte – meist Nichtiges, Nebensächliches – und schuf Neues daraus. Morgen, 11. März, wird Lois, wie er meist genannt wird, 75 Jahre.

Aus Objets trouvés entsteht Objekte

Dabei war ihm dies nicht in die Wiege gelegt. Alois Jurkowitsch, geboren in Suben,  absolvierte in einer Bischöflichen Lehrer­bildungsanstalt 1967 die Matura in Linz und ging anschließend nach Wien, um von 1967 bis 1969 Psychologie, Pädagogik und Publizis­tik zu studieren; von 1970 bis 1972 studier­te er Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Wien, brach aber ab – und suchte neue Lebens- und Kunstformen. 1972 ließ er sich in Passau nieder.

Er beschäftigt sich v. a. mit Fotografie und Ob­jets trouvés, Fundobjekten, aus denen er Kunstwerke entstehen lässt. Er bewertet sie neu, arran­giert sie, bringt sie hinter Glas oder gibt ihnen neuen Farbe. Sein Sammelplatz war viele Jahre – vor deren Sanierung – die Passauer Altstadt.

Hintersinn und Witz

Es entstanden Assemblagen, Reihungen ver­schiedener Gegenstände mit ihren Altersspu­ren, die er betitelte mit z. B. „Das Ende des eisernen Zeitalters“, „Künstliche Ruine“ oder „Frohe Botschaft“. Hintersinn und Witz zeich­nen viele Arbeiten aus. Seine Arbeiten präsen­tierte er u. a. in Wien („Realistische Bilder“), München („Hausmeisterkunst“) und Passau („Nachtstücke“, „Fenster“, „Passion“).

„Hausmeisterkunst“

Seit den frühen 1970er-Jahren ist Jurkowitsch als Fotograf in Passau unterwegs. Er fotografierte spielende Kinder ebenso wie er hinter die Fassaden der maroden Altstadthäuser blickte. Alte Häuser haben es ihm seit Kindheit angetan. Mit der Plattenkamera hat er die Zeit der damaligen Altstadtsanierung festgehalten, so wie er noch heute täglich fotografiert, was ihn umgibt. Er wolle das Verschwindende festhalten, sagte er einmal in einem Interview mit mir. Die Vergänglichkeit und der Fluss der Zeit sind die bestimmenden The­men des Künstlers. Seine Fotografien sind be­reits Zeitdokumente. „Hausmeisterkunst“ ist seine wichtigste Publikation dazu.

Veröffentlichungen im Passauer Almanach

Als Herausgeberin des Passauer Almanachs konnte ich den Künstler für Veröffentlichungen gewinnen: 2005 zeigte Jurkowitsch, der sehr bescheiden lebt, im Passauer Almanach die Bildserie „Eine Straße im Wandel“ zur Bahnhofstraße; 2009 veröffentlichte er in der Reihe  die Bildstrecke: „Es war einmal – Kindsein in Passau“.

Auch war Lois Mitinitiator der oberösterreichischen Kulturzeitschrift „Land­strich“ sowie Lehrbeauftragter an der Univer­sität Passau, wo er das Projekt von den „alten und neuen Läden“ zusammen mit Studenten entwickelte.

Aktuelle Ausstellung

Die neu gegründete Galerie von Jutta Leitner, ART ACTIVE Gallery & Ateliers, in der Passauer Innstadt, Schmiedgasse 11 zeigt bis 25. März die Ausstellung von Lois Jurkowitsch „Passau: Schwarz|Weiss …Fotografien aus dem vergangenen Jahrtausend“. Geöffnet ist von 15 bis 18 Uhr.