Zwei Frauen führen Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung

Das Ehepaar Reiner und Elisabeth Kunze (M.) mit Renate Braun (r.) und Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein. © Rudolf Klaffenböck

Lyriker und seine Ehefrau geben Vorstand ab

 

Der Lyriker Reiner Kunze und seine Frau Dr. Elisabeth Kunze haben den Vorstand ihrer Stiftung abgegeben. Ab dem 1. April 2023 werden Renate Braun und Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein die Geschicke der Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung im Sinne der Stifter lenken, wie die Stiftung in Erlau jetzt bekanntgab.

Leitung: Renate Braun und Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein

Bei dieser Gelegenheit dankten die Stifter auch ihrem Enkel Felix Wintsch, der in den letzten zweieinhalb Jahren gemeinsam mit seiner Großmutter den Stiftungsvorstand bildete. Künftig kümmert sich Renate Braun als ehemalige Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Passau um die Finanzen und Stiftungsfragen. Dr. Linda von Keyserlingk-Rehbein, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universität Passau, ist mit inhaltlichen Fragen betraut. Sie hat sich in ihrer Forschung bereits intensiv mit dem Thema Widerstand in Diktaturen befasst und die Erschließung des Stiftungsarchivs von Seiten der Universität verantwortlich mitbetreut. Aktuell arbeitet sie zu Kunzes engen Verbindungen zu tschechischen Dichtern und Dissidenten. Dem neuen Stiftungsvorstand steht der Stiftungsrat zur Seite, der die Interessen der Stiftung bereits seit vielen Jahren tatkräftig unterstützt. Ihm gehören Dionys Asenkerschbaumer, Niels Beintker, Renate Braun, Hanns Dorfner, Dr. Heiner Feldkamp, Dr. Winfried Helm und als familiäres Bindeglied der Enkel der Stifter, Felix Wintsch an.

Gründungsjahr war 2006

Die Reiner und Elisabeth Kunze-Stiftung wurde 2006 gegründet und hat ihren Sitz in Erlau. Sie ist eine Stiftung allgemeinen Rechts; der Stiftungszweck ist die Förderung der Literatur, Kunst und Wissenschaft.

Insbesondere sollen die „Geschichten hinter den Geschichten“ in Kunzes Poesie erkennbar machen, so die Presseerklärung. Die Gedichte des in Erlau bei Passau lebenden Schriftstellers sind kontextgebunden und wirken dennoch zeitlos in dem Bemühen, Diktaturen etwas Humanes entgegenzusetzen und sich gegenüber totalitären Systemen resistent zu zeigen.

„wir haben immer eine wahl“

„Sowohl Reiner als auch Elisabeth Kunze haben die Drangsal verschiedener Diktaturen erlebt. Sie sind 1933 geboren – er im Erzgebirge in Sachsen, sie in der Tschechoslowakei. Ihre Kindheit war geprägt durch die NS-Diktatur und den Zweiten Weltkrieg, das Wirken als Schriftsteller bzw. als Ärztin fand lange Jahre unter kommunistischer Herrschaft statt. Bis zur erzwungenen Ausreise aus der DDR 1977 erlebten die Kunzes Überwachung und Schikanen des Machtapparats des SED-Regimes. Aus Leidenschaft für die Freiheit möchten sie künftigen Generationen verdeutlichen, welche Stärke Poesie und Kunst verleihen können, um Diktatoren die Stirn zu bieten.

Mit seinem Vers „wir haben immer eine wahl, /und sei’s, uns denen nicht zu beugen, /die sie uns nahmen“ spricht Reiner Kunze Mut zu, Unfreiheit zu erkennen und dagegen aufzustehen. Hierzu soll die Stiftung in dem Wohnhaus der Kunzes künftig zeitgeschichtlich belangvolle Materialien ausstellen und Forschungen wider den Totalitarismus ermöglichen.“