Erste Retrospektive des Pioniers der Pixel-Art in Nürnberg

Reinhard Voigt: „Verstand ist wichtiger als Busen“, 1971 © Courtesy the artist Foto: © 2022 Reinhard Voigt

Reinhard Voigts „Pure Pleasure“

Er malte 1968 das, was 25 Jahre später ein Icon des elektronischen Zeitalters werden sollte: ein Raster von kleinen bunten Quadraten, die später den Namen Pixel erhalten sollten. Der Berliner Künstler Reinhard Voigt (Jahrgang 1940) gilt als Pionier der Pixel Art, wobei er klassisch mit Pinsel und Öl auf Leinwand malt. Die Rasterung ist die Grundtextur seiner Bilder. Dazu kommt eine bunte Motivvielfalt.

Ausstellung mit Gemälden, Grafik und Fotos

Jetzt widmet ihm das Moderne Museum Nürnberg eine große Schau mit dem Titel „Pure Pleasure“. Mit rund 60 Gemälden und ebenso vielen Zeichnungen und Fotografien ist es die erste umfassende Ausstellung von Reinhard Voigt in Deutschland. Die Ausstellung zeigt Werke von 1968 bis 2023 und bietet eine Bandbreite seiner künstlerischen Produktion.

Der gebürtige Berliner studierte nach einer Keramiklehre an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Malerei. Dort waren Weltstars der Pop-Art wie Allan Jones und David Hockney seine Lehrer.

Unterbrochen von einer Gastprofessur in Deutschland lebte er von 1978 bis zu seiner Rückkehr nach Berlin 2017 in den USA. Wie er einmal in einem Interview sagte, traf er dort die Großen der Pop Art. Voigt setzte sich früh mit den neuen Möglichkeiten am Computer auseinander, ebenso wie er mit Druckern und ihren Farbpaletten experimentierte.

In der Ausstellung sind meist großformatige „Tafelbilder“ zu sehen. Die Rasterung ist das Grundgerüst, in das er eine Motiv setzt. Dabei ist eine Vorliebe für Blumen, Frauen und Landschaften festzustellen.  Außerdem bilden Fotos aus der Werbung und eigene Fotografien  die motivischen  Vorlagen seiner Bilder, die er klassisch als großformatige Werke in Öl und mit feinem Pinselstrich ausführt.

Nach einem Bild in der Ausstellung hat er seinen Titel gewählt: „Pure Pleasure I, 1994“ (Öl auf Leinwand) zeigt den Einfluss aus der Pop Art: kraftvolle Farben, Schrift als Teil des Bildinhalts – und dazu seine Rasterung.

Schönheit in der Pixel-Welt

Reinhard Voigt: PINXIT (RH6), 2002
© Courtesy the artist
Foto: © 2022 Reinhard Voigt

Mich persönlich beeindrucken seine Porträts: die Frau, die selbstbewusst den Betrachter anschaut. Der Titel dazu: „Verstand ist wichtiger als Busen“ von 1971; oder „Bild über ein Portrait“, von 1977, das auch zeigt, wie wunderbar man Schönheit in einer Pixel-Welt darstellen kann. Dass er aber auch völlig abstrakt arbeiten kann, zeigt „PINXIT (RH6)“  aus dem Jahr 2002.

Reinhard Voigt war wohl wenig auf dem „Schirm“ der deutschen Ausstellungsmacher ist, dies  ist wohl der Tatsache zu schulden, dass er so lange in Amerika war.

Dass das Neue Museum Nürnberg den jetzt 83-Jährigen mit einer Ausstellung ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringt, ist längst überfällig und eine gute Entscheidung der Museumsleitung.

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Die Ausstellung im Modernen Museum Nürnberg, Luitpoldstraße 5, 90402 Nürnberg, geht bis 17. März 2024 und ist von Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr und am Donnerstag 10 bis 20 Uhr geöffnet.