Gute Mischung beim Start der Winterkonzerte
Die 1923 gegründete Sinfonietta Passau hat unter Gründerin und Dirigentin Eleni Papakyriakou am Samstagabend im Passauer Rathaussaal ein feines Konzert geliefert, sowohl was das Programm als auch die musikalische Interpretation betraf.
Höhepunkt war Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 3 op. 55 „Eroica“, die Passau schon länger nicht zu hören war. Ursprünglich war die Sinfonie Napoleon gewidmet, als er noch Revolutionär war. Dem selbstgekrönten Kaiser wollte Beethoven (1770-1827) sie aber nicht mehr widmen. Die Sinfonie von Beethoven aus dem Jahr 1803 bedeutete den Durchbruch eines jungen Genies, das im Aufbruch war. Gerade deshalb erfreute man sich auch an den vielen jungen Musizierenden im Orchester – Profis und werdende Profis aus Linz, München, Wien und der Region Passau.
Chefdirigentin und Gründerin ist Eleni Papakyriakou
Eleni Papakyriakou, die Orchesterdirigat in Wien studiert und abgeschlossen hat, ist auch Chefdirigentin des Passauer Universitätsorchesters und arbeitet u. a. mit dem Staatlichen Orchester Thessaloniki, dem Akademischen Orchesterverein Wien und dem Orchester der Musikakademie „Louis Spohr“ in Kassel zusammen.
Überzeugend: Beethovens „Eroica“
Sie setzte bei der „Eroica“ auf durchsichtigen Orchesterklang, was bei der Unterschiedlichkeit der Sätze gar nicht einfach ist. Der motivische Dreiklang, das stark Rhythmische und Tänzerische des ersten Satzes begeisterte, ebenso die exakten raschen Tutti-Schläge. In eine ganz andere musikalische Welt versetzte das Publikum der zweite Satz mit seinen klagenden Motiven. Der „Trauermarsch“ berührte mit seinen farbig schillernden Emotionen, die im Trost einer im Konzert wunderbar geführten Oboe endeten. Im dritten Satz bewies die agile Dirigentin – wieder einmal – wie sehr sie das Orchester zusammenhält. Die Sinfonietta folgte ihren schnellen Schlägen ebenso wie ihrem Pianissimo, perfekter Einsatz auch von den sich nobel erhebenden Hörner. Die Jagdmotivik wurde fast andächtig ausgeführt. Berauschend und klanggewaltig war das Finale. Hier ist die Dirigentin eine regulierende Taktgeberin für die schwelgende Fülle und die scheinbare Gestaltungsfreiheit. Was hat sie alles aus dem Orchester rausgeholt! Chapeau!
Das letzte Werk von Alexander Glasunow
Zuvor überraschte die Sinfonietta Passau mit zwei Kostbarkeiten aus der Musikliteratur. Alexander Glasunows Konzert für Saxofon und Streichorchester op. 109 stand auf dem Programm. Das letzte Werk des russischen Komponisten (1865-1936), das in Paris unter dem Einfluss der dortigen Jazzszene entstand, gehört zum Standardrepertoire von Saxofonisten. Hier war der Passauer Jakob Matuschek zu hören, der nach der Ausbildung zum staatlichen Ensembleleiter im Hauptfach Saxofon am Leopold-Mozart Zentrum der Universität Augsburg klassisches Saxofon studierte. Neben seiner Lehrtätigkeit in Grafenau und Passau war er auch schon am Landestheater Niederbayern, in der Stadtkapelle Passau, bei den Ulrichsbläsern und beim Passau Jazz Orchestra zu erleben. Er war auch einer der Musiker, die vom BR-Sinfonieorchester für das „Hoagascht“-Projekt ausgewählt worden sind. Dort traf er auf Stardirigent Sir Simon Rattle.
Matuschek gelang es, die klangliche Vielfalt dieses Instruments in diesem dreisätzigen Werk hörbar zu machen. Weiche Harmonien wurden butterzart interpretiert; russische Folkloreklänge rhythmisch prägnant ausgeführt. Die Dirigentin führte das Zusammenspiel zwischen den Streichern und dem Solisten gekonnt zusammen.
Neuland für Niederbayern: Griechische Klassik
Eine schöne Geste war es, dass Eleni Papakyriakou auch klassische Musik aus ihrer griechischen Heimat vorstellte. Das war für Niederbayern Neuland. Fünf Tänze für Streicher von Nikos Skalkottas (1904-1949) standen auf dem Programm. Der Grieche, der in Berlin bei Kurt Weill und Arnold Schönberg studiert hatte, entfaltete hier den Klangreichtum von Volksmelodien, zu denen getanzt wurde. Das war ein schwungvoller Auftakt und bewies, welchen Farbenreichtum und welche Spannung ein ausschließlich mit Streichern besetztes Orchester erzeugen kann. Wie bereichernd ist es, musikalisches Neuland zu entdecken!
Tosender Applaus für einen feinen Konzertabend.
Das Konzert wird heute, am 1. Advent, noch einmal aufgeführt im Landkreissaal auf Schloss Neuburg.
Beginn: 17 Uhr