Neues Buch: „Elisabeth und ihr Gott“ von Alfons Schweigert
Der Autor Alfons Schweiggert ist als Kenner der österreichischen Kaiserin Elisabeth bekannt. Jetzt hat er ein neues Buch vorgelegt: „Elisabeth und ihr Gott“. Darin beleuchtet er die religiösen Einflüsse auf die Kaiserin, die als bayerische Prinzessin im katholischen Possenhofen aufgewachsen ist. Der Autor kommt zu extremen Ergebnissen. Er spricht von einer „lebenslangen religiösen Bastelarbeit“ Elisabeths am katholischen Glauben.
70 Bischöfe bei der Hochzeit
Elisabeths am katholischen Glauben. Sie habe sich auch als „angeprotestantelt“ bezeichnet wie ihre Mutter auch. Die katholische Kirche empfand die als anmaßend. Dass 70 Bischöfe bei ihrer Hochzeit anwesend waren, gefiel ihr nicht. Noch weniger die Demutsgeste am Gründonnerstag, wenn sie alten Frauen die Füße waschen sollte.
Sie hadere ständig mit dem Katholizismus und Gott, so Schweiggert. Ein Beispiel sei ihr Schönheitskult. Elisabeth tat ja bekanntermaßen alles, um sich jung und schön zu erhalten: trieb Sport, ritt aus, hungerte, badete in Eselsmilch – und konnte nicht verstehen, dass Gott sie so schön schuf und sie dann dem Verfall preisgab.
Nach dem Tod ihrer jüngsten Tochter hadert sie sehr mit Gott, sieht ihn als Gott der Rache – und glaubt, schuld am Tod ihrer Tochter zu sein, weil sie der bigotten Schwiegermutter zu wenig gehorchte. Auch nach dem Selbstmord ihres Sohnes Rudolfs haderte sie, versucht ihn in Seancen zu treffen und glaubt ihn als Mörder (an seiner Geliebten) und Selbstmörder in der Hölle schmoren zu sehen.
„Ich sehe sie mehr und mehr versinken in der trostlosen Philosophie des Unglaubens“, meinte Tochter Marie Valerie über die Mutter.
Sie glaubte an eine Naturreligion
Alfons Schweiggert sieht bei der Kaiserin die Vorstellung einer Art deistischen oder pantheistischen Religion, also einer Naturreligion, in der die Seele wieder Teil der Natur wird. Er zitiert, dass sie kurz vor ihrem Tode gesagt haben soll, dass ihre Seele durch eine kleines Loch im Herzen wie Rauch aufsteigen würde. Am 10. September 1898 erleidet sie beim Attentat in der Schweiz einen Stich mit einer Feile ins Herz.
Schweiggert interpretiert ihr Leben in mehrfacher Hinsicht als Emanzipation. Auch die Abwendung vom Glauben sei eine Emanzipation gewesen. Er meint aber auch: „Heute wäre Elisabeth vielleicht eine Aktivistin der Organisation Maria 2.0, die für die Abschaffung des Zölibats und für eine Öffnung des Klerus für Frauen sind.“
Ja, Sisi ist immer wieder für neue Theorien gut. Allerdings fußen diese Spekulationen doch sehr auf unserem heutigen Wissen über die Kaiserin. Vieles bleibt vage, aber spannend zu lesen ist es allemal!
Alfons Schweiggert: „Elisabeth und ihr Gott“ (Allitera, 416 Seiten, 28 Euro)