Inge Morath trifft Alberto Giacometti im Museum Moderner Kunst Passau

Alberto Giacometti, Paris, Frankreich 1958, © archiv fotohof/Ausstellungsfoto Edith Rabenstein

Ausstellung: Die österreichische Fotografin hat u. a. den Schweizer fotografiert

 

Zwei internationale Größen zeigt das Museum Moderner Kunst (MMK) Passau jetzt gleichzeitig: Alberto Giacometti – lesen Sie eine Ausstellungsrezension auf diesen Blog  – und Inge Morath, den Schweizer Maler und Bildhauer und die österreichische Fotografin.

Der Clou: Die große Dokumentarfotografin und der Bildhauer kannten sich. Sie hat Giacometti 1958 in seinem Pariser Atelier getroffen und fotografiert.

Von Marylin Monroe bis Sigi Zimmerschied

Es ist eines der vielen Porträtfotografien, die im MMK aktuell zu sehen sind. Allein schon diese Porträts lohnen einen Besuch: Änais Nin, Salman Rushdie, Jean Cocteau, Alexander Calder, Audrey Hepburn, Henry Moore, Marylin Monroe und Arthur Miller, Schriftsteller und Ehemann der Filmdiva, den Inge Morath 1962 heiratete; bis zu ihrem Tod 2002 blieben sie ein Paar. Es ist nicht nur der 20. Todestag, zu dem Museumsdirektorin die Fotografin würdigt, es ist quasi auch die erste Schau zu ihrem 100. Geburtstag, der 2023 ist. Und:  Heuer ist der 75. Geburtstag der berühmten Fotoagentur Magnum, für die Inge Morath arbeitete.

Schwarzweißfotografie und analog

Die Schau zeigt die Vielfalt der Motive Inge Moraths – und ihr besonderes Gespür für Szenen und Situationen, für Landschaften und Menschen. Das alles in Schwarzweißfotografie und analog.

Die Arbeiten, alles Ausdrucke auf Barythpapier, zeugen für den besonderen Blick der Fotografin, die nie selbst arrangierte und somit eine Dokumentarfotografin klassischer Güte ist.

Initialzündung war Venedig

Dies wird z. B. in dem Raum deutlich, der Bilder zeigt, die für sie die Initialzündung waren: Bilder aus Venedig, um 1955: Junge gestylte Männer schlendernd, rauchend vor bröckelnden Fassaden, junge Mädchen in der Mode der 50er-Jahre fädeln Glasperlen auf, Buben schauen einem radelnden Messerschleifer zu, das alles in einer morbide wirkenden Stadt mit blätternden Fassaden und den typischen Wäscheleinen zwischen den Häusern. Das alles gibt es so jetzt nicht mehr in der „Serenissima“.

Doch auch in ihrer Heimat wusste sie Typisches einzufangen: Fiaker beim Taubenfüttern (1958), die Strudelhofstiege (1980), der Eisverkauf vor der Grabeskirche von Joseph Haydn in Eisennstadt (1961) oder ein Porträt des renommierten österreichischen Theaterkritikers Hans Weigl – na wo schon? im Caféhaus (1957).

Zweite Heimat New York

News York, ihre zweite Heimat bis zuletzt, ist ebenfalls ein Raum gewidmet. Hier begeistern die Straßenszenen („Lower Eastside“, 1975) und die Fotografien aus dem jüdischen New York.  Bekannt sind zwei Motive: Die Magnum Bookkeepers Sharon Goldberg und Barbara Rosman (1965) und das Lama auf dem Times Square, 1957. Aus dem „Big Apple“ stammt auch ihr letztes Bild: Das Mahnmal zum 11. September 2001“.

Natürlich zeigen die beiden Kuratoren Dr. Kurt Kaindl und Brigitte Blüml-Kaindl vom Fotohof Salzburg auch Fotografien, die in dem „Donaubuch“ Inge Moraths zusehen sind. Sie ist die Donau von der Mündung bis zur Quelle abgereist. Das den Passauer besonders ans Herz gewachsene Motiv mit Sigi Zimmerschied und Barbara Dorsch hängt prominent im Hauptraum.

Mir persönlich sind auch die sehr grafisch gehaltenen Fotografien ans Herz gewachsen. Diese machen deutlich, wie genau sie die Ausschnitte setzte und auch die Effekte miteinkalkulierte. Da ist zum Beispiel das sehr symmetrisch gehaltene Bild der Gloriette von 1974. Oder das auf Hell-Dunkel-Effekte setzende Foto; „Drei Frauen mit drei Papageien“, Schiras, Iran 1956. Oder die Fensterputzer am New Yorker Rockefeller Center, 1958.  Oder das wie ein Ölgemälde wirkende Foto von „Dona Mercedes Formica auf ihren Balkon“ Madrid 1955. Streng, ernst mit Mantilla und ganz in Schwarz steht sie auf dem Balkon und blickt auf ein Häusermeer.

Lesen Sie auch, wie Kurt Kaindl die Fotografin aus eigenem Erleben charakterisiert.

Die Ausstellung im Museum Moderner Kunst geht bis 28. August und ist geöffnet täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr.

Infos: www.mmk-passau.de