Ausstellung in Spectrum Kirche in Passau
Wie sich die Bildenden Künstler Italiens mit ihrem Nationaldichter auseinandersetzen zeigt die aktuelle Ausstellung im Exerzitien- und Bildungshaus der Diözese Passau auf Mariahilf. „Dante Alighieri“ heißt die Schau, die zum 700. Todestag des Italieners bereits im vergangenen Jahr geplant war und wegen der Pandemie verschoben werden musste.
Höhepunkte aus der Sammlung Moreschi aus Brescia
Rund 30 Arbeiten in verschiedensten Techniken werden gezeigt, die aus der Carmela e Fausto Moreschi collezione privata kommen. Dahinter steht das Sammlerehepaar Carmela und Dr. Fausto Moreschi aus Brescia, das sich ganz auf dieses eine Thema konzentriert hat. Im Mittelpunkt steht das Hauptwerk Dantes: „La Divina Commedia“, von 1307 bis 1320 entstand und den Weg eines erzählenden Ichs durch Hölle und Fegefeuer zum Paradies schildert. Dante war sowohl religiös als auch philosophisch umfassend gebildet und flocht in seiner Erzählung eine Vielzahl von Personen und Episoden aus der Geistes- und Religionsgeschichte ein.
Genug Stoff für Bildende Künstler, ihre eigenen Vorstellungen zu entfalten!
Kunst vom 16. Jahrhundert bis heute
Die Ausstellung präsentiert ein breites Spektrum: Sie zeigt wertvolle Drucke ab dem 16. Jahrhundert bis zur Malerei von heute.
Hier wenige Beispiele:
Einige Preziosen in den Vitrinen: Der spanische Surrealisten Salvador Dalí schuf eine Buch-Illustration 1964. Interessant ist hier die Blattaufteilung mit der großen Leerfläche in Vordergrund: Dante wird als einsamer Mensch in typisch italienische Landschaft fast an den Horizont gedrückt. Eine rare Kostbarkeit ist auch eine Gedenkmedaille vom großen italienischen Bildhauer Giacomo Manzú aus dem Jahr 1956, die sehr fein gestaltet ist und den Dichter im Profil zeigt. In den Vitrinen findet sich auch eine wunderschönes kleines Buch von 1778 sowie eine Commedia-Ausgabe auf Deutsch, die Franz von Bayros 1921 illustriert hat. Ein schönes Jugendstilblatt ist zu sehen. Ausgestellt ist auch die sehr bekannte Radierung des mit einem Lorbeerkranz gekrönten Dichters aus dem Jahr 1830.
Der Dante Urbinate aus dem Vatikan
Ein besonders prächtiges Exemplar aus der Vatikanischen Bibliothek wird gezeigt: Der „Dante Urbinate“ aus dem Urbinate Latino Code 365. Aufgeschlagen ist in dem Nachdruck von 1965 eine Szene aus der „Commedia“. Die Miniaturmalerei des Guglielmo Giraldi gilt als ein künstlerischer Höhepunkt in der Renaissancezeit.
Gleich im Eingangsbereich steht eine Bronzeplastik von Dolores Previtali: „In attesa“ (2015), in Erwartung: Menschen, reduziert dargestellt, warten hier zusammengedrängt.
In der Eingangshalle hängt auch eine interessante Arbeit von Giuseppe Riccetti. „e quindi uscimmo a rivider le stelle“ – und dann sind wir ausgegangen, die Sterne zu sehen, Acryl und Sand auf Sperrholz, 2009.
Sterne als wichtiges Motiv
Die Sterne spielen in Dantes Dichtung eine besondere Rolle – und werden auch von mehreren Künstlern thematisiert, z. B. von Angela Naspro, die – unter dem gleichen Titel – ebenfalls zwei Einsame in eine Landschaft unterm Sternenhimmel stellt. Von diesem düstere Bild in Mischtechnik auf Holz (2009), auf dem die Sterne die einzigen Lichtpunkte bilden, geht eine Stimmung aus, die die Betrachter sofort gefangen nimmt. Fiuto Rama interpretiert ebenfalls das Sternen-Thema („Stelle“, Öl auf Holz, 2009) als Farbexplosion in einer Technik, die aus dem Informel kommt.
Hervorgehoben sei auch Giacomo Nuzzi. Er zeigt in seinem Triptychon „Puragatorio“ (Fegefeuer), Aquarell von 2009, fließende durchsichtige Farben. Ja, man könnte sie als züngelnde Flammen interpretieren, aber sie haben nichts Bedrohliches, sondern etwas Klärendes und passen so auf subtile Weise zum Thema.
Alberto Rizzini nennt seinen Tintenstrahldruck auf Baumwollpapier von 2009 „Vista sul Inferno col fiume Acharonte“ (Blick auf das Inferno mit dem Fluss Acharonte) einen Tintenstrahldruck auf Baumwollpapier. Er stellt einen sehr bewegten, abstrakten Untergang dar, der aus einem Science-Fiction-Film stammen können.
Die Arbeiten des Fotografen Nicola Zaccaria sind anrührend in ihren schwachen Konturen. Er hat Fotografien berühmter Fährmänner aus der Bildenden Kunst als Vorbilder genommen und in einer Art Heliogravure bearbeitet und auf Papier gedruckt. Es sind gegenständliche Darstellungen aus Dantes „Hölle“. Mit dem Fährmann wird eine Figur aufgenommen, die eine große mythologische Bedeutung hat: Der Fährmann bringt die Lebenden in das Reich des Todes. In der Heilig-Geist-Kapelle sind weitere Arbeiten zu sehen, u. a. auf Leinen gedruckt als Symbol für das Tuch Christi.
Der einzige deutsche Künstler in dem Reigen ist Anselm Roehr aus Frankfurt, der zarte Arbeiten in Tinte auf Papier ausstellt. Für diese Ausstellung, die Clemenz Köppel arrangiert hat, sollte man sich viel Zeit nehmen.
Dante lohnt sich für Künstler und Leser!
Es gibt Wundervolles zu entdecken. Die Schau zeigt, wie sehr Literatur die Bildende Kunst anregte und anregt. Und: Sie verführt auch dazu, wieder einmal Dantes „Commedia“ in die Hand zu nehmen. Es lohnt sich!
Die Ausstellung im – Exerzitien- und Bildungshaus auf Mariahilf in Passau geht noch bis 25. November und ist geöffnet: Mo. – Fr. von 9 bis 17 Uhr.