Geschäftsführung: Rudi Senff verabschiedet und Konrad Krukowski gewählt
Mit 18 Produktionen ist der Spielplan des Landestheaters Niederbayern in der Saison 2023/2024 sehr prall gefüllt. Nach vielen Jahren gibt es vier Uraufführungen, jeweils eine im Musik- und eine im Sprechtheater.
Intendant Stefan Tilch stellte den Spielplan bei der heutigen Sitzung des Zweckverbandes des Landestheaters Niederbayern am frühen Abend in der Passauer Redoute vor.
Wenige Verbandsräte anwesend
Seltsam mutet an, dass der Einladung von Verbandsvorsitzenden, Bezirkstags-Vizepräsident Dr. Thomas Pröckl, nur eine Handvoll Mitglieder gefolgt sind. Als Theaterbesucher und Steuerzahler kann man schon verlangen, dass Verbandsräte aus den Städten Landshut, Straubing und dem Bezirk sich mehr für das interessieren, was die Theaterverantwortlichen zu sagen haben. Zumal in dieser Sitzung auch über die Nachfolge in der Geschäftsführung beschlossen wurde.
Rudi Senff geht, Konrad Krukowski übernimmt
So hieß es Willkommen und Abschied. Verbandsvorsitzender Pröckl zog Bilanz zur 40-jährigen Tätigkeit Rudi Senffs für das Theater. Er sprach von einer „herausragenden Lebensleistung für das Theater“, in dem der Verwaltungsfachwirt seit 1984 wirkte. Intendant Stefan Tilch sagte: „Sein Name ist das Synonym für das Landestheater. Er hat das Theater zu seinem Leben gemacht.“ Und Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman dankte für Warmherzigkeit und Loyalität, Direktheit und Genauigkeit und auch dass der Geschäftsführer in manchmal „auf den Boden der Realität“ zurückgebracht hat. Geschenke gab es für den scheidenden Rudi Senff, der als Berater weiter tätig bleibt, auch von der Stadt Straubing, vertreten durch Bürgermeister Werner Schäfer.
Willkommen hieß es dagegen für Konrad Krukowski, der bereits seit Anfang Januar kommissarischer Geschäftsführer ist, und mit einstimmigen Beschluss (8 Stimmen) zum Geschäftsführer gewählt wurde.
16 Neuproduktionen
Im Mittelpunkt der Sitzung stand der neue Spielplan. 16 Neuproduktionen, darunter vier Uraufführungen sowie zwei Wiederaufnahmen.
Die Belcanto-Reihe hat mittlerweile Tradition am Landestheater Niederbayern. Mit „Der Liebestrank“ von Gaetano Donizetti wird die Reihe fortgesetzt. Eine zweite Reihe, die heutige Interpretation barocker Meisterwerke, präsentiert Georg Friedrich Händels „Xerxes“. Giaccomo Puccinis große Künstlertragödie „La Bohème“ wird nach langer Zeit wieder gezeigt. Das meistgespielte Stück der englischen Operettenkomponisten Gilbert und Sullivan wird mit „Der Mikado“ aufgeführt.
Uraufgeführt wird ein Musiktheater, das auf Joseph Roths Novelle „April“ aus dem Jahr 1925 basiert. Das Libretto dazu kommt von Stefan Tilch, Komponist Peter WesenAuer gießt den Text in eine musiktheatralische Form mit Gesang und Tanz. Die Musiktheaterspielzeit endet unter freiem Himmel mit Richard Wagners großer romantischer Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“. Wieder aufgenommen wird die Operette „Im weißen Rössl“, die in dieser Saison sehr erfolgreich läuft. Die zweite Wiederaufnahme ist das Erfolgsstück „Azzurrodue“, die Italo-Pop-Revue von Stefan Tilch und den I Dolci Signori, die bei jeder Vorstellung für ein volles Haus sorgt.
Ein großen Klassiker des Musical Genres kommt ebenfalls auf die Bühne: „Sweet Charity“ wird mit den Sängern des Schauspielensembles einstudiert. „Es ist ein Juwel der Gattung“, sagt der Intendant.
Dieter Fischer kommt für ein Stück zurück
Die Schauspielsaison wird eröffnet mit der Boulevardkomödie „Und ewig rauschen die Gelder“ von Michael Cooney und dem unterhaltsamen Kultstück „Der Messias“ von Patrick Barlow. „Endlich haben wir die Rechte nach langem Schlangestehen dafür erhalten“, so Stefan Tilch.
Ein „Roman der Weltliteratur“, so Tilch kommt mit der Bühnenfassung von Franz Kafkas unvollendetem Werk „Der Prozess“ auf die Bühne. Er setzt sich mit dem Kampf des Individuums gegen ein undurchsichtiges System auseinander.
Ein „langer Abend“, so Tilch, mit dem Schauspieler Dieter Fischer (bekannt u. a. durch „Die Rosenheim-Cops“, „Der Kaiser von Schexing“, „Der Komödienstadl“), der seine Karriere am Landestheater Niederbayern begann und immer wieder für Produktionen zurückkehrte, führte zu seinem Stück. Die Uraufführung von „Sahneschnitte“ von Stefan Tilch nimmt die heutige hypersensible Gesellschaft ins Visier, wenn zwei alte Schauspielkollegen sich wiedertreffen. Dieter Fischer wird damit an seine einstige Wirkungsstätte zurückkehren.
Drei klassische Themen schließen die Spielzeit ab: Zunächst Arthur Millers „Tod eines Handlungsreisenden“ über die Tragödie des kleinen Mannes, dessen „amerikanischer Traum“ scheitert. Bei den Burgenfestspielen Niederbayer gibt es mit Carlo Goldonis „Diener zweier Herren“ viele Verwechslungen und Verwirrungen.
Schauspieler, Regisseur und Oberspielleiter Wolfgang Maria Bauer arbeitet am „Don-Juan-Projekt“ und will die Rolle des ewigen Verführers aus aktueller Sicht beleuchten.
Christmas-Panto und „Frau Holle“
Außerdem gibt es wieder eine Christmas-Panto und ein Märchen für Kinder – diesmal nach den Brüdern Grimm: „Frau Holle“. „Es gilt den alten Märchenschatz zu bewahren“, sagt Intendant Tilch. Die Panto unter dem Titel Uraufführung von „Jack and the beanstalk“ („Hans und die Bohnenranke“) kommt wieder aus der Feder von Swantje Schmidt-Bundschuh.
Rücklagen werden für Wagner abgeschmolzen
Ein weiterer Punkt bei Zweckverbandssitzung waren die Finanzen, die Konrad Krukowski vortrug. Bei der Sitzung beschloss die Zweckverbandsversammlung den Haushalt für das Jahr 2023. Das Landestheater Niederbayern kalkuliert mit Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts in Höhe von 14.493.935 Euro, worin die Betriebskosten der Städte Landshut, Passau und Straubing mit über 1,8 Millionen Euro enthalten sind. Der Verwaltungshaushalt umfasst Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 781.000 Euro, die in voller Höhe über eine Entnahme aus der allgemeinen Rücklage finanziert werden und zum überwiegenden Teil dem Verwaltungshaushalt zufließen. Weitere Beschlüsse befassten sich mit Feststellungen der überörtlichen Prüfung der Jahresrechnungen 2016 bis 2020. Außerdem wurde festgehalten, dass für das Großprojekt von Wagners „Tannhäuser“ die Rücklagen abgeschmolzen werden, so dass die anderen Produktionen keine Einbußen bei den Produktionskosten hinnehmen müssen.
Lesen Sie meine Porträts des alten und neuen Geschäftsführers, Rudi Senff und Konrad Krukowski: