Ausstellung in Regensburg
Nur fünf Jahre alt durfte sie werden, die kleine Gabi Schwarz, 1937 in Marktoberdorf geboren, katholisch getauft und erzogen. Sie wurde das Opfer des Rassenwahns der Nationalsozialisten, weil ihre Mutter Jüdin war.
Dem Schicksal des Mädchens ist die Ausstellung „Geliebte Gabi. Ein Mädchen aus dem Allgäu – ermordet in Auschwitz“ im Museum Bayerischer Geschichte in Regensburg gewidmet, die heute eröffnet wurde. Damit steht Gabriele stellvertretend für mehr als eine Million Kinder und Jugendliche, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden.
Unbeschwerte Kindertage auf Einödhof
Zunächst ist für das Mädchen die Welt noch in Ordnung. Ihre Mutter Lotte gibt sie in die Obhut liebevoller Pflegeeltern und besucht sie so oft wie möglich. Gabi ist bald wie ein eigenes Kind für das Bauernpaar. Gabi wächst in ländlicher Idylle auf und findet Spielkameraden unter den Nachbarskindern. Und dann sind da noch Hofhund Frischle, viele Katzen und ihre große Leidenschaft – die Hühner. Das kleine Mädchen erlebt eine unbeschwerte Kindheit auf dem Einödhof.
Vergeblicher Rettungsversuch
Vom Dritten Reich und seinen grotesken Rassenlehren weiß Kind nichts. Ihre Mutter Lotte ist eine getaufte Jüdin. so gilt den Nationalsozialisten auch die Kleine als Jüdin. Mit Hilfe von Kardinal Faulhaber versucht Lotte, Gabi und sich selbst ins Ausland zu retten. 1943 muss Gabi ihre Heimat verlassen und wird in das Vernichtungslager Auschwitz verschleppt.
Artefakte aus der Kindheit und Fotos
Was ist zu sehen? Zahlreiche Fotografien, Spielsachen und Kleidungsstücke zeigen Gabis glückliche Tage auf dem Bauernhof ihrer Pflegeeltern im Allgäu lebhaft. Daneben werden die Schattenseiten ihres kurzen Lebens und die Hintergründe ihres frühen Todes thematisiert: von den verzweifelten Versuchen Gabis leiblicher Mutter, sich und ihre Tochter aus Deutschland zu retten, über die zunehmende Verfolgung der Juden durch die Machthaber bis zum massenhaften Mord.
Die Ausstellung besteht aus fünf breiten Stationen.
Jede Station ist einem thematischen Schwerpunkt gewidmet. Die Frontflächen zeigen großformatige Fotos von Gabi auf einer angedeuteten grünen Wiese und dokumentieren ihr Aufwachsen auf dem idyllischen Bauernhof ihrer Pflegeeltern. Geht man um die Station herum, kann man gewissermaßen einen Blick hinter die Kulissen werfen. Hier wird der letztlich vergebliche Kampf von Gabis Mutter um die Rettung ihres Kindes sichtbar, der Verfolgungsdruck spürbar und das Geschehen in den Kontext der Zeit eingeordnet. Die letzte Station ist der Erinnerung an Gabi und dem Gedenken gewidmet.
Die kleineren Exponate wie Spiel- und Anziehsachen sind direkt an den Stationen befestigt, größere Exponate werden auf Podesten dazu gruppiert. Auch eine Hörstation sowie eine Videostation sind in der Ausstellung integriert.
Jahrzehntelange Recherchen von Leo Hiemer
Die Wanderausstellung basiert auf den Recherchen des von Autors und Filmemacher Leo Hiemer, der sich jahrzehntelang mit dem Schicksal des Mädchens beschäftigte. Konzipiert hat die Schau Regina Gropper.
KATALOG „GELIEBTE GABI“
Der Katalog der Ausstellung ist im Metropol-Verlag Berlin erschienen, ISBN 978-3-86331-568-9, 12 Euro
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Sonderausstellung vom 27. November 2024 bis 8. Februar 2025
im Foyer der Bavariathek des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg, Donaumarkt 2
Öffnungszeiten
Montag bis Samstag 8 – 16 Uhr; die Öffnungszeiten sind unabhängig von den Öffnungszeiten des Museums; am 24., 25., 31. Dezember 2024 und 1. Januar 2025 ist die Ausstellung geschlossen.
Der Eintritt ist frei!