Premiere von „The Sound of Music“ am Landestheater Niederbayern
Reizende Kinder und Broadway-Hits: Das verspricht Theatergold und Beifallsstürme. Letzteres hat es am Samstagabend auch bei der Premiere im Fürstbischöflichen Opernhaus Passau gegeben. Ersteres ist auch schon eingetroffen: Die Premiere des Musicals „The Sound of Music“ von Richard Rodgers & Oscar Hammerstein II war ausverkauft, gut verkauft sind die nächsten Vorstellungen. Dem Theater sei es gegönnt.
Die jungen Sänger eroberten die Herzen
Eine wahre Freude war es, die jungen Darsteller der Trapp-Familie (Juliane Tilch, Simon Walchshäusl, Ronja Seidl, Octavio Paradiso, Emma Seidl, Hanna Aigner und die kleine Lena Aigner) zu erleben. Schöner Chorklang (einstudiert von R.-Florian Daniel), gutes Einvernehmen mit den Theaterprofis und Spielfreude waren genau die Eigenschaften, die das Herz der Theaterbesucher eroberten.
Der Höhepunkt des Abends
Die Erwachsenen dieser Chor-Familie aus Salzburg waren bestens ausgewählt. Für Anna, die Novizin, die vom Kloster als Erzieherin zum Witwer Georg von Trapp und seinen sieben Kinder geschickt wird, wurde die Musical-Darstellerin Anja Haeseli gewonnen. Die Schweizerin hat ihre Ausbildung an der August-Everding-Akademie in München absolviert. Ihr heller, jugendlicher Sopran überzeugte ebenso wie ihr frisches Spiel. Sie traf auf einen militärisch organisierten und mit Trillerpfeife ausgestatteten General von Trapp. Bariton Peter Tilch gab ihn nicht bös und mürrisch, sondern pflichtbewusst und ernsthaft – von Anfang an auch in seiner politischen Haltung. Bewegend interpretiert: „Edelweiss. Edelweiss – evry morning you greet me“ (mit dem Sänger an der Gitarre) war der Höhepunkt des Abends.
Reizende Tändelei der Verliebten
Von den vielen Rollen seien erwähnt: Sabine Noack begeisterte als großherzige Mutter Oberin mit einer dramatischen Interpretation von „Climb every Montain“; Antonia Schuchardt gab die mondäne Elsa Schrader aus Wien, die die Kinder als Staffage für die Gäste betrachtete; Kyung Chun Kim spielte den geschäftstüchtigen Manager Dettweiler, der sich rasch auf die Seite der Nazis nach dem Anschluss 1938 schlägt. Bastian Wagner mimte einen feurigen Verliebten, der letztlich beim Anblick seiner Liesl, die Flüchtenden nicht verrät, obwohl er Nazi geworden ist. Sehr hübsch in Szene gesetzt ist die Tändelei der Verliebten, die Wagner und Juliane Tilch reizend ausbauen.
Aufgeführt wurde eine gekürzte Fassung nach der Vorlage von Maria Augusta Trapp, die Generalmusikdirektor Basil E. Coleman mit 34 Musikern der Niederbayerischen Philharmonie im Großen und Ganzen prägnant und sehr schwungvoll bis zum „Rausschmeißer“ durchzog, weshalb der Dirigent nicht zum Schlussapplaus auf die Bühne kam. Den „Rausschmeißer“ bekamen allerdings viele Gäste nicht mehr mit. Schnell hatte sich der Zuschauerraum geleert.
Warum eine Mischfassung? Warum Microports?
Einiges blieb an diesem Abend fragwürdig. Vor allem die Entscheidung, dass man eine Mischfassung aufführte: die Dialoge auf Deutsch, die Songs auf Englisch. Das kam vor allem bei den jugendlichen Zuschauern nicht gut an, die die nur teilweise mit Übertitelung ausgestatteten Songs nicht verstanden haben. Da es eine deutsche Fassung gibt, die in Wien und in Salzburg schon gespielt worden ist, ist diese Mischkulanz unverständlich. Des weiteren stellte sich die Frage, ob man – außer bei den Kindern – eine Verstärkung mit Mikroports braucht, denn die Produktion wurde vom Musikensemble und nicht vom Sprechtheater einstudiert. Die Aussteuerung war viel zu laut. Zudem kam ein sehr unschöner Effekt beim Chor zustande. Die Stimmen des zum großen Teil nichtprofessionellen Chors waren teils grauenhaft verzerrt und übersteigert. Denn ein Mikro bringt gnadenlos fehlende Stimmkultur und -bildung ans Ohr.
Bewährte Bilder mit Bergkulisse und Dirndl
Warum der Choreograf Aaron Renfree angeheuert wurde, blieb unklar, denn es war kaum etwas choreografiert. Die zauberhaften Genrebilder, die Regisseur Ian Talbot von der Chorfamilie arrangierte, waren Selbstläufer. In seiner Inszenierung, die er 1938 wie im Original spielen lässt, setzte er auf Bewährtes aus dem Alpen-Bilderbuch: das Salzburger Land, den Nonnberg und das Familienidyll. Die Kulisse (Philipp Ronald Daniels & Charles Cusick Smith) war dabei raffiniert gebaut: Verschiebbare Module von Säulen, Tore, Treppen, Prospekte aus dem Schnürboden, die z. B. die Klosterkirche mit Flügelaltar und Glasfenster darstellten – und natürlich das Alpenpanorama. Die Ausstattung war passend: Romantisch inszeniert die kurze Hochzeitsszene und die Rückkunft von der Hochzeitsreise. Dazu gab es viel Dirndl und natürlich auch Janker. Das alles war stimmig und doch eine Spur zu lieblich. Ach, Edelweiß! Aber: Ein bisschen Kitsch darf zu Weihnachten schon sein.
Alles in allem kann man prophezeien, dass „The Sound of Music“ mit seinen vielen Hits ein Renner werden wird, sind doch sämtliche Vorstellungen schon gut verkauft.
Vorstellungen in Passau
15., 27., 28. Dezember, 11. Januar, 14., 15. Februar, 15., 16. März, 4., 5., 6. April
Tel.: 0851 / 929 19 13
Vorstellungen in Landshut
4., 5., 31. Januar, 1., 7., 8. Februar,
Tel. 0871/922 08 33
Vorstellungen in Straubing
14., 15. Januar
09421 / 944 69 199