Elisa Gogou tritt im Herbst 2026 an
Heute Mittag hat der Theater-Zweckverband Niederbayern die neue Generalmusikdirektorin präsentiert: Die 50-jährige Griechin Elisa Gogou wird in der Saison 2026/27 die musikalische Leitung des Landestheaters Niederbayern übernehmen. Die Zweckverbandsversammlung, bestehend aus Mitgliedern der Städte Landshut, Passau und Straubing sowie dem Bezirk Niederbayern, wählten Elisa Gogou einstimmig. Der Vertrag läuft drei Jahre mit der Option nach einem Jahr auf fünf Jahre zu verlängern. Die Position des Chefdirigenten Ectoras Tartanis, die außertourlich besetzt wurde, wird es dann nicht mehr geben. Dafür wird die Stelle des 1. Kapellmeisters wiederum besetzt.
Findungskommission eingesetzt
Bereits 2021 hatte der Zweckverband Landestheater Niederbayern beschlossen, Intendanz und Generalmusikdirektion neu zu besetzen. Für beide Positionen wurde eine Findungskommission eingesetzt. Mit der musikalischen Position habe man begonnen, so Dr. Thomas Pröckl, der Verbandsvorsitzende. Er erklärte das Prozedere der Auswahl. 110 Bewerbungen um die Stelle gab es. Man habe sich auf 11 Bewerber konzentriert; der Orchestervorstand wurde gebeten, die Auswahl auf 8 zu verjüngen.
Im ersten Schritt wurde die Kandidaten zu einer Arbeitsprobe mit der Niederbayerischen Philharmonie und Gesangssolisten eingeladen. Sätze aus Antonín Dvořáks „7. Sinfonie“ und Musiken aus der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“ waren die Pflichtstücke.
Dreien von ihnen sowie dem derzeitigen Chefdirigenten des Orchesters, Ectoras Tartanis, wurden Vorstellungsdirigate bei der Operette „Die schöne Helena“ im Oktober und November 2024 angetragen. Am Ende des Auswahlprozesses und unter Einbeziehung der Meinung der Mitarbeitenden empfahl die Findungskommission einstimmig die Nominierung von Elisa Gogou. „Das Meinungsbild der Orchestermusiker und der Solisten war uns auch wichtig“, betonte Pröckl. Die Findungskommission führte auch Gespräche mit einem Fragenkatalog. Dabei sei die musikalische Kompetenz genau so wichtig gewesen wie menschliche.
Zäsur am Landestheater
„Es ist eine Zäsur, wenn GMD Basil H. E. Coleman nach 25 Jahren geht“, so der Vorsitzende. „Wir sind überzeugt, dass wir eine hervorragende Besetzung gefunden haben.
Die aus Thessaloniki stammende Griechin hinterließ einen sehr sympathischen Eindruck bei ihrer Vorstellung. Sie habe sich beworben, weil es für sie und ihre Familie jetzt der richtige Zeitpunkt für eine GMD-Stelle sei. Bisher hatte sie 2. Oder 1. Kapellmeisterstellen inne, das sei mit ihrem Privatleben mit einer Tochter gut vereinbar gewesen. Die Familie – ihr Mann ist Schauspieler – wird ihren Lebensmittelpunkt samt Hund nach Passau verlegen. „Dass wir nach Bayern ziehen, war immer wieder der Wunsch“, meinte sie. Als „Meereskind“ sei sie von den Flüssen begeistert. Sie fand es „toll, wie das Orchester spielt und mich die Musiker aufgenommen haben.“ Überhaupt sei sie von der Freundlichkeit und Offenheit der Menschen hier angetan. „Sie sind sehr offen, zeigen ihre Emotionen, sind zufrieden, lächeln oft – im Vergleich zu Nord- und Ostdeutschland. Das ist nicht selbstverständlich.“ Und nicht zuletzt: „Ich bin sechs Stunden näher an Griechenland“, lacht sie.
An Bayern mag sie die Berge (sie fährt Ski), die Seen und das Essen. – „Die Natur ist fantastisch“, schwärmt sie.
„Ich bin ein empathischer Mensch“
Nach der Frage ihres Führungsstils meinte sie: „Ich bin wie ich bin. Wir Dirigenten verraten viel über unsere Körpersprache. Ich bin ein empathischer Mensch, sehr ehrlich. Ich bin auch ein Mensch, der Verantwortung übernimmt und Entscheidungen trifft. Ich bin sehr menschlich. Mir ist es wichtig, dass ich mich um das Ensemble kümmere.“
Sie habe sich in ihrem Arbeitsvertrag ein Veto-Recht in Besetzungsfragen ausgehandelt.
Vom ersten Moment an habe sie die Atmosphäre am Theater geschätzt. „Das Theater hat mich umarmt. Alles war so reibungslos, natürlich und normal.“
Zu ihrer ersten Saison will sie sich programmatisch noch nicht äußern. Das ist klug! Muss man doch erst abwarten, wie die Intendanz besetzt wird! Und doch gibt es ein Ziel: „Ich will die Bedürfnisse des Hauses bedienen.“
Sie liebt Belcanto
Über ihr Repertoire und ihre musikalischen Vorlieben spricht sie schon. Sie liebt Belcanto und die historische Aufführungspraxis, findet, dass Mozart für das Orchester und das Ensemble wichtig ist. Sie liebt aber auch die moderne Oper des 20. Jahrhunderts, z. B. Zemlinsky. Beethoven, Mozart und Haydn sieht sie als Standardprogramm.
Wer in ihrer Vita liest, erkennt, dass sie auch große Erfahrung im Dirigieren von Operette und Musical hat, ebenso im Leiten von Sinfoniekonzerten.
Das ist für ihre Aufgabe am Landestheater ein großes Plus!
Junges Publikum ist ihr sehr wichtig
Elisa Gogou wird ihre GMD-Stelle im Herbst 2026 antreten. Schon drei Monate vorher wird sie in Passau sein und sich einleben. In ihrer ersten Spielzeit wird sie drei Neuproduktionen aus dem Bereich Musiktheater leiten und drei Sinfoniekonzerte dirigieren. Sie wird das italienische Repertoire verstärkt in den Fokus nehmen und sich vielen Herzensprojekten widmen. „Die Vermittlung von Musik an ein junges Publikum ist mir sehr wichtig. Ich habe viele Ideen und fertig entwickelte Konzepte, die ich sehr gerne in Angriff nehmen möchte.“
Das sind ihre musikalische Stationen:
In Thessaloniki studierte Elisa Gogou am Staatlichen Konservatorium Klavier und schloss daneben im Fach Historische Musikwissenschaften an der Aristoteles-Universität ab.
Bei einem Meisterkurs lernte sie den brasilianischen Pianisten Roberto Szidon kennen, der Elisa Gogou an die Robert-Schumann-Hochschule nach Düsseldorf holte, wo sie ihr Klavier-Konzertexamen machte.
Beim YAMAHA Foundation of Europe-Klavierwettbewerb gewann Elisa Gogou den First Award, außerdem ging sie beim Internationalen Kammermusik-Wettbewerb Helexpo als Preisträgerin hervor.
Danach studierte Elisa Gogou – „ich wollte die Einsamkeit des Klaviers weglegen“ – Dirigieren bei Lutz Herbig, ebenfalls in Düsseldorf.
Dabei wurde sie vom Megaron Athen mit einem Stipendium gefördert.
Ihr erstes Engagement führte die Dirigentin 2003 als Kapellmeisterin und Solorepetitorin ans Theater Erfurt.
2007 wechselte sie ans Staatstheater Meiningen, wo sie den Posten der 2. Kapellmeisterin und Assistentin des Generalmusikdirektors innehatte.
Im Jahre 2012 wurde Elisa Gogou 1. Kapellmeisterin am Theater Bielefeld.
Seit 2016 ist sie als 1. Kapellmeisterin und stellvertretende Generalmusikdirektorin am Anhaltischen Theater Dessau, einer der größten Theater Deutschlands, engagiert.
Verschiedene Opern- und Konzertgastspiele führten sie u.a. an die Komische Oper Berlin, das Staatstheater Saarbrücken und das Theater Würzburg. In der Schweiz gastierte sie an den Theatern Bern und St. Gallen. Sie dirigierte das Gewandhausorchester Leipzig, die Staatsorchester Athen und Thessaloniki und das Haydn-Orchester Bolzano/Trento in Italien.